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Niederlande.
Südliche
aus dem Fegefeuer (Nr. 32). Im Museum zu Köln wird dem
Bosch eine Anbetung der Hirten zugeschrieben (Nr. 187); Maria,
Joseph und ein Hirt sind in Lebensgrösse dargestellt, vor ihnen
liegt das neugeborene Christuskind, dabei stehen ein Ochse und
ein Esel.
Aus dieser Zeit befinden sich eine Anzahl Handschriften
niederländischen Ursprungs in der Wiener Hofbibliothek: mehrere
wahrscheinlich im Auftrage der Statthalterin der Niederlande,
Margarete von Österreich, Tochter Maximilians, gemalte Bücher,
wie das Gebetbuch Karls V., noch als Königs von Spanien allein,
mithin 1517-1519 ausgeführt (Nr. 1859), und eine prachtvoll aus-
gestattete deutsche Übersetzung des Hortulus animae von Sebastian
Brandt; dann ein ebenfalls reich geschmücktes Gebetbuch in Klein-
Quart (Nr. 1858), welches Kaiser Karl V. dem Prinzen Adrien von
Croy geschenkt zu haben scheint. Die Miniaturen der beiden
letztgenannten Bücher rühren vielleicht von Horebont her. In den
schönen Initialen zweier Bände mit Messen (Ambraser Sammlung),
wohl für Karl V. und zwar vor 1516 geschrieben, waltet abwechselnd
der niederländische und der deutsche Geschmack vor. Die Initialen
in niederländischen Handschriften dieser Zeit werden mit Vorliebe
aus Zweigen mit konventionell gebildetem Blattwerk hergestellt und
die Zwischenräume mit prächtigen Blumen und Früchten ausgefüllt
oder mit farbenreiohen Vögeln und Insekten bevölkert, seltener
kommen Juwelengehänge zur Anwendung.
Vlämische Schule des 16. Jahrhunderts. Die Nach-
ahmung der Italiener, wie dieselbe bereits bei Jan Mabuse und
anderen am Ende des 15. Jahrhunderts hervortritt, wird im Ver-
laufe des 16. Jahrhunderts ganz allgemein in den Niederlanden.
Man fand besonders in den Werken der Florentinischen und der
Römischen Malerschule die vollkommene und grossartige Ent-
wickelung der Form, welche man in der Heimat vermisste. Barcnt
vom Orley, geboren zu Brüssel 1491 oder 1492, gestorben daselbst
1542, war der Sohn und Schüler des Valentyn van Orley, der in
Antwerpen thätig war. Barent begab sich zwischen 1509 und
1519 nach Italien und bildete sich in Rom bei Raffael weiter aus;
1518 war er wieder in Brüssel und wurde zum Hofmaler der
Margarete von Österreich ernannt. Orley war ein bedeutender,
feinfühlender Künstler, aber es gelang ihm so wenig wie anderen
seiner Landes- und Zeitgenossen, die italienische Formenschönheit
mit der niederländischen realistischen Art zu verbinden. Das
Altarwerk in der Pfarrkirche zu Grüstrow in Mecklenburg gehört
in die erste Zeit der Thätigkeit des Meisters. Von ihm besitzt
die Galerie in Dresden: eine heilige Familie (Nr. 810), das Christ-
kind liegt in einer Krippe, Maria kniet rechts, Joseph links, vorn