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Italien.
Tommaso di Ser Giovazzwzi Giudi da Castel S. Gioranni, genannt
ltlasaccio (1401-1428), soll ein Schüler des Masolino gewesen sein
und steht als einer der gewaltigsten gleich am Eingange der neuen
Zeit; er malt die ersten schönen nackten Frauengestalten der
modernen Kunst, versteht machtvoll zu charakterisieren und führt
auf seinen Gemälden eine naturwahre Räumlichkeit ein; er ist vor-
nehmlich durch seine Fresken berühmt. In der Galerie zu Ber-
lin befindet sich von ihm die Anbetung der Könige, vor einer
Hütte in hügeliger Landschaft vor sich gehend (Nr. 58 A), dann
ein Bild in zwei Abteilungen, links das Martyrium des heiligen
Petrus, rechts das Martyrium Johannes des Täufers, im Grunde
der Darstellungen Häuserfrontexi und Felsen (Nr. 58 B). Beide
Bilder gehören wahrscheinlich zu der Predella einer Altartafel,
welche sich in der Kirche del Carmine zu Pisa befand. Eben-
falls in Berlin von Masaceio die Darstellung der Wochenstube
einer vornehmen Florentinerin (Nr. 58 C). Die Wöchnerin in ihrem
Gemach ist von mehreren Dienerinnen umgeben, zur Linken sieht
man in einen Arkadenhof im Stil der Frührenaissance. Die gross-
herzogliche Sammlung in Oldenburg bewahrt ein sehr zweifel-
haftes Selbstbildnis des Masaccio (Nr. 8), vielleicht ist es richtiger
ein Filippino. Fra Filippo Lippi (geboren um 1406, gestorben
1469) verdankt dem Masaccio seine lebensvolle Auffassung der Er-
scheinungen und seine treffende Charakteristik, doch steht seine
Richtung ebensosehr mit der anmutigen und zugleich grossen Art
des Fra Angelico in Verbindung. In der Galerie zu Berlin be-
findet sich von ihm: eine Maria, in einer Nische stehend, hält das
vor ihr auf einer Brüstung sitzende Kind (Nr. 58); Maria auf
blumigem Waldboden vor dem vor ihr liegenden Kinde knieend,
links der kleine Johannes, weiter zurück der heilige Bernhard,
oben Gottvater und unter ihm die Taube (Nr. 69); Maria als
Mutter des Erbarmens, unter ihrem Mantel die dicht um sie her-
umknieende Gemeinde bergend, auf Goldgrund (Nr. 95). Ebendort
Christus vom kleinen Johannes auf der Rückkehr von Ägypten in
einem Walde begrüsst, von der Linken kommen Joseph und Maria
herzu (Nr. 94). Das Bild ist aus der Schule des Fra Filippo
stammend bezeichnet, kann aber von einem dem Botticelli ver-
wandten Meister herrühren. Zwei Bilder des Fra Filippo Lippi
in der Alten Pinakothek zu München stellen jedes eine Verkündi-
gung dar (1005 und 1007) und gehören wohl der frühen Zeit des
Meisters an; das dritte Bild desselben ebendort (Nr. 1006) giebt
die sitzende Madonna. mit dem Kinde in bereits stark naturalistischer
Auflassung, vor einer bergigen Landschaft. Das Museum in
Kassel hat zwei Bilder aus der Werkstatt des Fra Filippo Lippi,
den heiligen Franziskus, Nonnen die Ordensregel überreichend,