Flandrische
Schule,
15. Jahrhundert.
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Halbfiguren malte, welche Zahlszenen in Antwerpener Geschäfts-
stuben darstellen. Das Bild der beiden Steuereinnehmer, welches
die Pinakothek besitzt (Nr. 136), ist nur die Kopie eines in der
Galerie Zambeccari befindlichen Originals. Die Galerie in Dres-
den besitzt eines dieser Genrebilder, der Handel um ein Huhn,
aus der Werkstatt des Quinten Massys (Nr. 804): ein Mann in
rotem Rock, der links am Tisch sitzt, scheint mit der ihm gegen-
überstehenden Hausfrau von einem Bauern und einer Bauersfrau
Lebensmittel einzukaufen, inzwischen stiehlt ein Knabe ein Ei aus
dem Korbe. Im Museum zu Schwerin befindet sich eine der
Wiederholungen des heiligen Hieronymus in Kardinalstracht in der
Zelle (Nr. 638); im Museum zu Hannover die Kopie einer Zahl-
szene in einer Antwerpener Geschäftsstube, von W. Hopkins ge-
fertigt (Nr. 220). Eine Kopie des heiligen Hieronymus in Kardi-
nalstracht und eine Wiederholung der Pietät, als lebensgrosses
Kniestück, von der sich auch ein Exemplar in der Münchener
Pinakothek befindet, besitzt die Kunsthalle in Karlsruhe (Nr. 141
und 142). Eine spätere Nachahmung des Massys bietet die Halb-
iigur der betenden Madonna auf dunklem Grunde in der Sammlung
zu Donaueschingen (Nr. 207). Ein männliches Bildnis in halber
Figur, im Stadelschen Institut zu Frankfurt a. M., ist vielleicht
eine eigenhändige Arbeit des Meisters (Nr. 113). Ein Ecce homo
in Halbfiguren, in der Kunstsammlung zu Basel (Nr. 107a) deutet
auf einen Nachahmer des Massys hin. Eine Madonna, im Freien
sitzend, das Kind auf dem Schosse haltend, dahinter ein von Engeln
gehaltenes weisses Tuch, das rechts den Ausblick auf eine Land-
schaft, links auf ein gotisches Haus gestattet, im Germanischen
Museum zu Nürnberg (Nr. 45), ist kein sicheres Werk des Quinten
Massys. Jan Gossaert, genannt Jan Malmse, geboren um 1470 zu
Maubeuge, gestorben in Antwerpen 1541, bildete sich in Antwerpen
unter dem Einiiusse des Quinten Massys und des Gerard David,
Studierte aber während eines elfjährigen Aufenthalts in Italien die
dortigen Meister, insbesondere Lionardo und Michelangelo. Er
malte in dieser Zeit und nach seiner Rückkehr in die Nieder-
lande zahlreiche höchst vollendete Bilder, die aber ganz von der
alten niederländischen Art abweichen; sie sind mit Prunk über-
laden und bringen oft ziemlich reizlose Nuditäten zur Darstellung;
auch seine Porträts sind gelegentlich hart und unangenehm und
nur bewundernswert durch die sorgfältige Ausführung der archi-
tektonischen Einzelheiten. Das Museum in Berlin hat von ihm;
Christus am Ölberge, in felsiger, mondbeschienener Landschaft, von
den schlafenden Jüngern umgeben, ein schwebender Engel weist
auf den auf einer Felsenkante stehenden Kelch hin, ein zweifel-
loses Werk aus der Jugendzeit des Meisters (Nr. 551 A); das