Volltext: Malerei (Bd. 4)

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Südliche Niederlande. 
mit der Mahlzeit beschäftigt, fünf andere bringen dem Vater 
Jakob den blutigen Rock Josephs (Nr. 539A); Joseph von Poti- 
phar zum Verwalter eingesetzt, rechts steht Potiphars Frau mit 
einer Dienerin (Nr. 539B); Joseph wird in die Grube geworfen 
(Nr. 539C); Esthers Fürbitte bei Ahasver, rechts neben diesem 
Haman, hinter Esther zwei Frauen (Nr. 539D); die letzten vier 
Bilder gehören zu einer Folge und weisen auf einen Nachfolger 
Dirk Bouts und Gerard Davids hin; eine Maria mit dem Kinde, 
Heiligen und der Stifterfamilie (Nr. 590A), um 1470, vermutlich 
von einem Nachfolger des Rogier van der Weyden; die Anbetung 
der Könige (Nr. 527); und das Gegenstück, die Heimsuchung der 
Maria (Nr. 542), um 1460, von einem sowohl von Rogier als von 
den Werken Jan van Eycks beeinflussten Künstler; das Martyrium 
des heiligen Sebastian (Nr. 548 A), um 1480, etwa von einem Nach- 
folger des Goes. 
Quinten Massys, geboren um 1466 zu Löwen, gestorben 1530, 
thatig zu Löwen und vornehmlich zu Antwerpen, ging zuerst über 
die miniaturhafte Ausführung der älteren Schule hinaus und suchte 
die Formen grösser zu fassen und die Charaktere zu vertiefen. 
Er pflegt deshalb die menschlichen Gestalten lebensgross in den 
Vordergrund zu rücken. Massys verbindet grossen Ernst und 
religiöse Empfindung mit derbem Realismus und erscheint am 
vollendetsten als Porträtmaler. Von ihm besitzt die kaiserliche 
Galerie in Wien: den heiligen Hieronymus, als Kardinal im Stu- 
dierzimrner dargestellt, in halber Figur lebensgross (Nr. 993); 
Lukretia, die sich den Dolch in die Brust stösst, in halber Figur, 
nahezu lebensgross, auf dunklem Hintergrunds (Nr. 994); das Bild- 
nis eines Goldschmieds im dunklen Oberkleid mit Pelz (Nr. 995), 
und in der Art des Meisters das Bildnis des Kardinals Albrecht 
von Brandenburg (Nr. 996). Die Galerie in Berlin hat von 
Quinten Massys eine thronende Maria mit dem Kinde in einer 
gotischen Nische, weiter zurück eine Stadt und Hügelland (Nr. 561), 
und den heiligen Hieronymus in der Zelle, in Kardinalstracht, als 
lebensgrosse Halbfigur (Nr. 574B), von einigen dem Marinus van 
Roymerswale zugeschrieben. Die dem Quinten in der Pinakothek 
zu München zugeschriebenen Gemälde sind wohl kaum eigen- 
händige Arbeiten des Meisters; das Bild der Jungfrau mit dem 
Kinde (Nr. 132) ist sehr beschädigt; das Ecce homo und der heilige 
 Hieronymus können nur als gute Sehnlkopien gelten (Nr. 135 und 
137), während die Pieta in der Erfindung wohl auf Massys zurück- 
geht, technisch aber auf einen viel späteren Meister hinweist 
(Nr. 134). Als bedeutender Porträtmaler zeigt sich Massys in dem 
Bildnisse des Kanzlers Jean Carondelet in der Pinakothek (Nr. 133). 
Es scheint auch, dass Massys zuerst die Sittenbilder mit grossen
	        
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