15. Jahrhundert.
Schule,
Flandrische
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Hieronymus mit dem Löwen, Ägidius mit dem Reh und Blasius;
endlich nach Eröffnung der inneren Flügel auf der Mitteltafel die
Kreuzigung, auf den beiden Seitenbildern die Kreuztragung und
die Grablegung, doch so, dass bei jener die vorhergegangenen
Momente von dem Gebete auf dem Ölherge an, bei dieser die
darauf folgenden bis zur Himmelfahrt im landschaftlichen Hinter-
grunde in kleinen Figuren erscheinen. Die Ausführung des Werks
ist ungleich, Christus am Kreuze ist weniger gelungen, aber die
Gesamtwirkung ist dennoch grossartig. Das berühmte „Jüngste
Gericht" in der Marienkirche zu Danzig ist ein ausgezeichnetes
Werk der Flandrischen Schule, kann aber nicht mit Sicherheit
Memling zugeschrieben werden. Das Bild ist die vollkommenste
Darstellung des Jüngsten Gerichts, welche die nordische Kunst
bisher geschaffen hatte: Christus sitzt auf dem Regenbogen, die
Füsse auf der Weltkugel, Lilie und Schwert gehen von seinem
Munde aus, Engel mit den Marterwerkzeugen und andere mit
Posaunen umgeben ihn, zu seinen Seiten auf Wolken Maria und
Johannes, dahinter die zwölf Apostel, endlich gerade unter dem
Weltenrichter der Erzengel Michael mit der Wagschale und neben
ihm die Auferstehung der Toten aus ihren Gräbern. Das Flügel-
bild zur Rechten zeigt die Seligen zur Himmelspforte empor-
steigend. Die Aussenseiten der Flügel enthalten grau in grau die
in Nischen aufgestellten Standbilder der heiligen Jungfrau mit
dem Kinde und des heiligen Michael, darunter die zum Teil über-
malten knieenden Gestalten des Stifters und seiner Gemahlin. In
der Galerie zu Dresden befindet sich eine alte Kopie nach Mem-
ling das Brustbild Antons von Burgund, des Bastards Philipps
des Guten (Nr. 801), und aus der Werkstatt des Meisters: der
heilige Christophorus, das Christkind durch den Fluss tragend,
über ihm die Taube des heiligen Geistes und Gottvater in den
Wolken; und Adam und Eva im Paradiese mit der Schlange
Nr. 802 und 803). Die Maria mit dem Kinde in einer baumreichen
Landschaft (Nr.528B) in der Berliner Galerie, ist eine freieWieder-
holung des Madonnenbildes von Memling im Johannes-Hospital
zu Brügge. Eine thronende Maria mit dem Kinde im Berliner
Museum (Nr. 529) zeigt sich dem Altarbild des Meisters im Dom
zu Lübeck verwandt. Aus der Schule des llrIemling stammt ein
Jüngstes Gericht in der Berliner Galerie (Nr. 600), im oberen
Teile mit dem Jüngsten Gericht in Danzig einigermassen über-
einstimmend; und in der Kunsthalle zu Karlsruhe ein männ-
liches Bildnis auf landschaftlichem Grunde (Nr. 139). Von ihm
besitzt das Städelsche Institut in Frankfurt a. M.: ein männliches
Bildnis, den heiligen Hieronymus in Bussübung, die Halbfigur der
Maria mit dem Kinde (Nr. 107, 108 und 108a); und aus seiner
Ehe, Cicerone. IV. '15