222
Niederlande.
Südliche
denen eines mit drei grossen Bildern und einer Anzahl Vignetten
als das Gebetbuch Karls des Kühnen bezeichnet wird. Die Ham-
burger Stadtbibliothek enthält den Roman Lothar und Walter,
welchen die Gräfin Margarete von Wydemont, Gemahlin des
Herzogs Friedrich von Lothringen in das Französische, und deren
Tochter Elisabeth von Nassau-Saarbrücken in das Deutsche über-
setzt hatte, von 1437. Aus der Zeit Philipps des Guten, Karls
des Kühnen und seiner Tochter Maria sind drei Buchmaler fest-
gestellt: Loyset Liädet, Pol Flmtit und Willem Vrelant. Das
Hauptwerk Liedets scheinen die Malereien in dem Roman Reg-
nault de Montaban zu sein, von welchem sich der fünfte Band von
1457 in München befindet. Die Mehrzahl der Bilder stellt
Schlachten und Kämpfe dar. Das sogenannte Gebetbuch der
Maria von Burgund in der Wiener Hofbibliothek (Nr. 1859), etwa
1480 ausgeführt, gehört zu den reichsten und schönsten. Es hat
prachtvolle Randverzierungen, Initialen, Kalenderbilder und grössere
Malereien, deren mehreren an Jean Fouquet oder Hcms Memling
erinnern. Ebenda befindet sich ein Gebetbuch des Kaisers Maxi-
milian I. mit einigen grossen Bildern, Bilderinitialen und feinen
Randverzierungen in der Weise des Memling, etwa 1480-1490
ausgeführt; dann ein Gebetbuch von ungewöhnlich grossem Format
(Nr. 1862) mit zahlreichen Bildern, von mässigem Knnstwert,
aber mit sehr schönen Randverzierungen von Insekten und Blumen.
Eine französische Handschrift der Apokalypse in Dresden zeigt
die Devise Antons von Burgund, Bastards Philipps des Guten.
Ein Beispiel holländischer Miniaturmalerei aus dieser Zeit bietet
eine holländische Bibel in zwei Bänden in der Wiener Hof-
bibliothek.
Dirk Bouts oder Dirk van Hcuwlem, geboren in Haarlem
nach 1400, gestorben in Löwen 1475, verbindet gewissermassen
die Holländische mit der Flandrischen Schule; er übertrifft in
Beziehung auf Charakteristik alle bisherigen ilandrischen Maler.
-Von seinem Meisterwerke, einem Triptychon für die Kapelle der
Peterskirche in Löwen, in der Mitteltafel das Abendmahl dar-
stellend, befinden sich zwei Flügel in der Pinakothek zu München
und zwei im Berliner Museum. Auch die Flügelbilder sind der
Verherrlichung des Sakrainents geweiht und stellen wunderbare
Speisungen als Vorbilder des Abendmahls dar. Die beiden Tafeln
in München (Nr. 110 und 111) zeigen Melchisedek, welcher Abraham
mit Wein und Brot begrüsst, und die Mannalese in der "Wüste;
die Kompositionen sind zerstreut und die Gestalten stehen
steif und eckig, dagegen ist die Landschaft liebevoll behandelt,
mit eingehender Durchführung des Pilanzenwerkes im Vorder-
grunde und der Bauwerke im Hintergründe. Die Tafeln in Berlin