Volltext: Malerei (Bd. 4)

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Niederlande. 
Südliche 
eine eigene Poesie des Gemein-Wirklichen vor allem geltend, 
namentlich in den Werken der Holländischen Schulen. 
Die Entwickelung der besonders im  unvergleich- 
lich reichhaltig quellenden niederländischen Malerei lässt sich in 
den deutschen Galerien bei weitem besser verfolgen als die der 
italienischen, da in diesem Falle der llrIangel der Wandfresken, 
die auch in den Niederlanden selbst, wenigstens in der Blütezeit, 
nicht vorhanden sind, kein Hindernis ahgiebt. Die niederländische 
Malerei, die fast durchaus als Tafelmalerei auftritt, ist ausser in 
ihrem Ursprungslande selbst wohl am reichsten in den deutschen 
Galerien vertreten. 
Südliche Niederlande. HltbCN van Eyck, geboren zu 
Maaseijck um 1376, gestorben zu Gent 1426, ist in Gent thätig; 
Jan van Eyck, geboren zu Maaseijck um 1390, gestorben zu 
Brügge 1440, Schüler seines älteren Bruders Hubert, ist nach- 
einander in Gent, in Haag, in Lille und nach einer Reise in 
Portugal und Spanien bis zu seinem Tode in Brügge thätig. Das 
Hauptwerk der beiden Brüder, zugleich das bedeutendste Werk 
der altniederlandischen Schule, ist das für die Kapelle des Jodocus 
Vyt in der Kirche zu St. Bavo in Gent ausgeführte, 1432 vollendete 
Altarwerk, von welchem sich sechs beiderseitig bemalte Tafeln, die 
Anbetung des Lammes darstellend, im Museum zu Berlin befinden. 
Das Werk verbindet die grossartige architektonische Schönheit des 
Mittelalters mit der Lebensfülle, welche bereits den Geist der 
Renaissance atmet; wenn die oberen Gestalten noch einen hohen 
Grad symmetrischer Strenge zeigen, so ist in der unteren Bilder- 
reihe schon der Zauber der Landschaft aufgegangen, es öffnet sich 
dem Blicke eine lichtgehaltene Ferne. Nr. 512 zeigt den Zug der 
gerechten Richter, als reichgekleidete Ritter zu Pferde, auf dem 
Hintergrund einer bergigen Landschaft; nach alter Überlieferung 
soll der vorderste auf einem Schimmel den Hubert, der Reiter im 
schwarzen Kleide den Jan van Eyck vorstellen. Nr. 513, die 
Streiter Christi, reiten als Ritter in vollem Waffenschmuck, einem 
Zuge von sechs reichgekleideten Reitern voran, unter denen sich 
vier gekrönte Häupter befinden, den Hintergrund bildet eine 
waldige Landschaft mit den fernen Alpen. Nr. 514 enthält acht 
singende Engel in reichen Messgewändern; Nr.5l5 die musizierenden 
Engel, vorn rechts ein Engel die Orgel spielend, zur Rechten, 
weiter zurück, fünf Engel; beide Bilder haben im Hintergrunde 
Himmel. Auf Nr. 516 schreiten die heiligen Einsiedler Paulus und 
Antonius einem Zuge von Einsiedlern voran, den Magdalena und 
Maria von Ägypten beschliessen; den Hintergrund bildet felsige 
Landschaft mit südlicher Vegetation, ebenso auf Nr. 515, welches 
den heiligen Christoph an der Spitze eines Zuges von siebzehn
	        
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