Volltext: Malerei (Bd. 4)

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Italien. 
Malerei eine effektvolle Darstellung der heiligen Geschichten, und 
damit in Verbindung höchste Pracht, Begreiflichkeit der Dar- 
stellung und erhöhten Formenreiz. Das Bestreben, jeden Vorgang 
mit Wahrheit und Übersichtlichkeit wiederzugeben, äussert sich 
als Naturalismus und zugleich als bis an die Grenze des Möglichen  
gesteigerte Wiedergabe des Affekte. Die neue Malerschule in 
Bologna, als Hauptträgerin der Bewegung, beginnt eklektisch mit 
einem allseitigen Studium der grossen Meister, aber sie beharrt 
nicht im einseitigen Verfolgen der Eigentümlichkeiten eines 
Meisters, wie dies der vorhergegangene Manierismus gethan hatte, 
sondern sie geht auf die Aneignung der Prinzipien der alten 
Schulen und auf ein Voranstellen des Selbsterworbenen aus. In 
der Hauptsache, wegen der architektonisch an sie gestellten Forde- 
rungen, wird die ganze neue Richtung von Correggio abhängig. 
An der Spitze der neuen Schule stehen die Carracci, Lodovico 
und seine Neffen Annibale und Agostino. Lodovico Cawacci, ge- 
boren zu Bologna, gestorben daselbst 1619, hatte unter den ver- 
schiedensten Meistern studiert, verband jedoch mit ihrer Nach- 
ahmung die eigene Beobachtung der Natur; er begründete 1585 
in Bologna seine eigene Schule. Von ihm in der kaiserlichen 
Galerie in Wien: der heilige Franziskus vor einer Brüstung 
stehend; und Venus, auf einem mit Rosen bestreuten Ruhebette 
liegend, sich mit Amor neckend, zur Linken ein lachender Satyr 
(Nr. 144 und 145); ebendort ein Schulbild, die heilige Familie, 
Maria vor dem Hause, auf einem Stuhle sitzend, hält das Jesus- 
kind, dem der kleine Johannes Früchte bringt, rechts steht der 
heilige Joseph (Nr. 146); in der Galerie zu Dresden, aus der 
Schule des Lodovico, die Ruhe auf der Flucht nach Ägypten, 
Maria mit dem Kinde sitzt in üppiger Waldlandschaft und blickt 
zu einem Engelreigen empor, andere Engel sind unten um die 
Gruppe beschäftigt (Nr. 301); in der Pinakothek zu München 
die Grablegung Christi und der heilige Franziskus, dem ein Geige 
spielender Engel erscheint (Nr. 1164 und 1165); im Museum zu 
Kassel, angeblich von ihm, ein männlicher Studienkopf (Nr. 528); 
im Museum zu Darmstadt von ihm: Maria unterrichtet das 
Jesuskind im Lesen, weiter zurück vor dem Hause steht Joseph; 
und der heilige Franziskus, dem bei der Betrachtung des Kruzi- 
fixes ein Engel erscheint (Nr. 538 und 539); im Städelschen 
Institut zu Frankfurt a. M. die thronende Madonna mit dem 
Kinde und dem heiligen Joseph, nebst den Heiligen Dominikus, 
Bartholomäus, Johannes Bapt. und Franziskus (Nr. 25); im Museum 
zu Hannover, vermutungsweise von ihm, Christus zu Emmaus, 
seinen Jüngern das Brot brechend (Nr. 74); in der Galerie Czernin 
zu Wien Christus vor Pilatus (Nr. 36); in der Galerie zu Augs-
	        
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