Mailändische
16. Jahrhundert.
Schule,
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Zweig und ein Buch, die Gestalt der Gerechtigkeit mit Wage und
Schwert schwebt in den Wolken (Nr. 332-340). Die Pinakothek
in München hat von Palma Giovine drei Beweinungen Christi,
ein Ecce homo, eine Geburt Christi und eine Geisselung Christi
(Nr. 1153-1158), geistvoll gemalte Bilder, aber doch wegen des
Herüberschwankens zu Raifael und Michelangelo die reizvollen
Eigentümlichkeiten der Venezianischen Schule vermissen lassend.
Das Museum in Kassel hat von ihm: Venus bei der Toilette mit
Amor; die Befreiung der Andromeda durch Perseus; die Ent-
ehrung der Lukretia; sie liegt entkleidet im Vordergrunde auf
ihrem Bette, hinter ihr ein Diener mit der Fackel, vor ihr Sextus
Tarquinius, sie mit dem Schwerte bedrohend; und Venus mit
Amor, im Hintergrunde die Schmiede Vulkans (Nr. 461-464);
im Museum zu Hannover eine "Beweinung Christi (Nr. 376); in
der herzoglichen Galerie zu Gotha der tote Christus von Maria
und einem Engel an den Armen gehalten, ein anderer Engel hält
die Kniee (Nr. 510); im Ferdinandeum in Innsbruck, in der Art
des Palma Giovine, die Madonna mit dem Kinde, daneben die
Heiligen Sebastian und Johannes der Täufer; und ein Ecce homo,
alte Kopie nach ihm (Nr. 559); im herzoglichen Museum zu
Braunschweig von ihm der Wettstreit des Marsyas mit Apollo
und die Bestrafung des Marsyas und Midas, als Gegenstück zu
dem vorigen (Nr. 466 und 467); in der Harrachschen Galerie zu
Wien das Jesuskind von den Hirten angebetet, in der Glorie
drei Engel mit einem fliegenden Spruchbande (Nr. 146). Giovanni
Battista Contarini, geboren zu Venedig 1549, gestorben daselbst
1605, war ein Nachahmer Tizians und später des Palma Giovine,
blieb aber hinter diesem zurück. Von ihm in der kaiserlichen
Galerie in Wien die Taufe Christi im Jordan, hinter Christus
knieen drei Engel, über ihm Gottvater und der heilige Geist in
einer Glorie (Nr. 159). Von Marco clel Moro, Venezianische
Schule um 1565, hat das Museum in Braunschweig die Taufe
Christi im Jordan (Nr. 465).
In der Mailandischen Schule wirkte noch länger der Ein-
fluss des Borgognone und des Romanino von Brescia nach, später
kam Mailand durch Lionardos Thätigkeit und die Errichtung seiner
Akademie daselbst völlig unter die Herrschaft seiner Richtung,
doch stehen seine eigentlichen Schüler hinter einer Reihe meist
älterer Maler zurück, welche in der alten Mailändischen Schule
aufgewachsen, nur den Einüuss Lionardos zu ihrer weiteren Aus-
bildung auf sich wirken liessen. Oalisto da Lodi, genannt Piazza,
thätig mutmasslich zwischen 1514 und 1546, hatte sich nach Brescia
Zll Romanino begeben, verfolgte aber dort eine ganz selbständige
Richtung. Von ihm hat die kaiserliche Galerie in Wien die