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Italien.
unbestimmten Venezianern aus der Mitte und vom Ende des
16. Jahrhunderts besitzt die Galerie in Dresden: die Allegorie
der Freigebigkeit, eine thronende Frau, welche Geld an eine arme
Frau giebt, nebst Zuschauern und Zuschauerinnen, vielleicht ein
Sohnlbild der Bonifacios (Nr. 217); das Bildnis eines schwarzhaarigen
Mannes in schwarzer Kleidung (Nr. 219); die heilige Familie, als
Kniestück, mit dem kleinen Johannes und einem graubärtigen
Heiligen, etwa in der Art Lanzanis (Nr. 220); die Brustbilder eines
Liebespaares (Nr. 221); Christus, das Kreuz tragend, mit Schergen
in Halbfiguren, mit der Art des Giorgione zusammenstilnmend
(Nr. 222).
Ein Hauptschüler Tizians in Venedig ist Paris Bordone, ge-
boren zu Treviso um 1500, gestorben 1570 in Venedig, vornehm-
lich in Venedig, aber auch in Paris und Augsburg thätig. Er hat
in seinen guten Bildern eine bezaubernde Anmut und Zartheit und
ist besonders ausgezeichnet in den idealen Halbfiguren junger,
schöner Frauen, allerdings leiden auch viele seiner Bilder an ver-
schwommener Charakteristik und harter Färbung. In der D re s d ene r
Galerie von ihm Apollo und Marsyas, als Kniestück, Apollo mit
der Leier hält sich das Ohr zu, während Marsyas die Flöte bläst
und König Midas Beifall spendet (Nr. 203); Diana als Jägerin, in
der Mitte sitzend, nebst Nymphen und Hunden, ein schönes Bild
des Meisters (Nr. 204); die'hei1ige Familie mit der heiligen Elisa-
beth, dem kleinen Johannes und dem heiligen Hieronymus, aus
der späteren Zeit des Meisters (Nr. 205); ebendort in der Art
des Bordone, Simson besiegt die Philister, dichtes Kampfgewühl,
in dem Simson mit dem Eselskinnbacken auf die Feinde einhaut
(Nr. 206). Die kaiserliche Galerie in Wien besitzt von Bordone
den Gladiatorenkampf, sieben Gladiatorenpaare auf einem abge-
steckten Raume kämpfend, nebst vielen Zuschauern zu Fnss und
zu Pferde, links auf einem Throne der Imperator, beiderseits
neben ihm eine allegorische Figur, den Platz umsäumen das
Kolosseum, das Pantheon und die Trajanssäule, hoch in den Wolken
zügelt Apollo sein Gespann (Nr. 85); ebendort, vermutlich von ihm,
ein Frauenbad, links in einem antiken Kuppelgebäude ein Wasser-
becken, in dem eine Anzahl Frauen badet, in der Mitte zwei
Frauen, welche dem Bade zuschreiten, die andere Hälfte des
Bildes bietet eine Fernsicht auf eine mit Menschen belebte Strasse
auf das Meeresufer und Schiffe (Nr. 86); eine Allegorie, eine
sitzende junge Frau darstellend, die von einem Orangenbaume eine
Frucht pflückt, neben ihr ein geharnischter Ritter, eine heran-
schwebende Viktoria und ein Amor (Nr. 87); eine zweite Alle-
gorie, ähnlich der vorigen, ohne die Viktoria, dafür mit einem
zweiten Mädchen, welches Blätter in eine goldene Schale pflückt