Venezianische
Schule,
16. Jahrhundert.
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Maria mit dem Kinde vor einem Bauwerke sitzend, zur Seite die
heilige Katharina und Joseph, links die Heiligen Franziskus und
Hieronymus; in der Galerie zu Augsburg die mystische Ver-
mählung der heiligen Katharina mit dem Jesuskinde (Nr. 223),
daneben der kleine Johannes. An Kopien nach Bonifacio besitzt
die Schackgalerie in München den bethlehemitischen Kindermord,
von A. Wolf, nach dem Original in der Akademie zu Venedig, und
die heilige Familie, von verschiedenen Heiligen umgeben, von
A. Wolf, nach dem Original in der Akademie zu Venedig. Erst
der jüngste Bonifacio, geboren und gestorben wahrscheinlich in
Venedig, von dem zwischen 1555 und 1579 datierte Bilder vor-
handen sind, zeigt ein völliges Ersehlaffen der künstlerischen Kraft
und das Zehren von den Kompositionen seiner Vorgänger. Von
ihm in der Galerie zu Dresden: die Auferweckung des Lazarus
mit dem bekannten Motiv der Zuschauer, welche sich wegen des
Verwesungsgeruchs die Nasen zuhalten (Nr. 212); und Maria mit
dem Kinde und drei Heiligen in einer Landschaft (Nr. 213); im
Stadtmuseum zu Königsberg, vermutlich von demselben: Maria
mit dem Kinde, dem kleinen Johannes, Joseph, Magdalena und
Katharina (Nr. 47). Ein schwächerer Schüler Tizians, ziemlich
parallel mit den Bonifacios entwickelt, ist Polydoro Lanzani, ge-
nannt Polydoro Veneziano (1515-1575). Die Galerie in Dresden
hat von ihm die thronende Madonna mit dem Kinde und der
heiligen Magdalena, ein schwarzgekleideter Patrizier bringt, von
Joseph unterstützt, sein nacktes Kind dar (Nr. 214); die Verlobung
der heiligen Katharina, in reicher Flussthallandschaft, rechts ein
graubärtiger Heiliger, weiter zurück der Engel mit dem jungen
Tobias (Nr. 215); Maria, das in der Krippe liegende Christuskind
anbetend (Nr. 216); in der kaiserlichen Galerie zu Wien von ihm
die heilige Familie mit dem kleinen Johannes und einem Engel,
welcher einen Blumenkranz über dem Haupte der Maria hält
(Nr. 260); im Germanischen Museum zu Nürnberg, aus seiner
Werkstatt: Maria mit dem nackten Kinde im Schoss, unter einer
Rosenhecke sitzend, rechts der kleine Johannes (Nr. 409). Von
Domenico Oampagnola, der zwischen 1511 und 1568 gemeinschaftlich
mit Tizian in zwei Scuole zu Padua Fresken malte und hier ein
ausgezeichnetes Talent zeigte, hat die grossherzoglißhe Galerie in
Oldenburg die Engel des Gerichts, in der Mitte ein Oherub, in
der Linken die Weltkugel, die Rechte zum Aufruf erhoben, links
ein Engel mit der Wagschale, rechts der Engel mit dem Schwerte
(Nr. 87); im Rudoliinum zu Prag von ihm eine thronende Maria
mit dem Kinde, daneben ein heiliger Bischof, rechts kniet eine
Nonne unter dem Schutze des heiligen Petrus, hinter beiden ein
Heiliger im Harnisch mit einer roten Fahne (Nr. 138). Von