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Italien.
zu Oldenburg das Bildnis eines Ritters im Stahlharnisch (Nr. 83);
im Museum zu Stuttgart Christus am Kreuze, umgeben von
Maria, Johannes und Magdalena, im Hintergrund Jerusalem (Nr. 14).
Martina da Udine, genannt Pcllegrino da San Daniele, geboren
zwischen 1460 und 1470, gestorben 1547, kam während eines Auf-
enthalts in Venedig unter den Einfluss des Giorgione und des
Pordenone und gelangt zu farbenprächtiger und selbst schöner
Durchbildung der einzelnen Gestalten. Das Museum in Stutt-
gart hat von ihm die Halbiigur der heiligen Jungfrau mit. zum
Gebet erhobenen Händen (Nr. 164); in der Sammlung zu Lütz-
schena die heilige Familie in Lebensgrösse (Nr. 105). Von Seba-
stiano Florigerio, geboren in der ersten Hälfte des 16. Jahr-
hunderts, gestorben zu Udine nach 1543, einige Zeit Gehilfe des
Pellegrino, dann unter dem Einflusse des Pordenone, hat die kaiser-
liche Galerie in Wien einen heiligen Sebastian (Nr. 208), und den
heiligen Rochus im Pilgergewande mit der Wunde am Schenkel
(Nr. 209); beide in ganzer Figur, beinahe lebensgross. Lorenzo
Ltozzi, thätig zu Feltre um 1511, ist in der Berliner Galerie
durch eine thronende Maria mit dem Kinde und Heiligen, unter
denen sich der heilige Victor, der Stadtpatron von Feltre, befindet,
vertreten (Nr. 154), den Hintergrund bildet eine hügelige Land-
schaft. Pier Maria Pennacchi, geboren zu Treviso 1464, gestorben
daselbst 1528, ist noch ein echter Schüler des Gio. Bellini, von
heller Färbung und sauberer Durchführung, aber geringer Be-
deutung; von ihm in der Berliner Galerie der tote Christus mit
der Dornenkrone, im Grabe von zwei kleinen Engeln gehalten
(Nr. 1166). Ein ebenfalls im Friaul geborener Künstler Giov.
Antonio da Pordenone, geboren 1483, gestorben zu Ferrara 1539,
auch Corticelli, Licinio oder Regillo genannt, überragt die vor-
genannten Meister des Friauls weit und konnte in Venedig als
Nebenbuhler des Tizian auftreten. Seine erste Ausbildung ver-
dankt er wohl dem Pellegrino, folgte aber später dem Vorbilde
Giorgiones und Tizians. An Grösse und Gewalt in der Auffassung
der Formen und Bewegungen übertrifft Pordenone sämtliche
übrigen venezianischen Meister und steht in den gesuchten Ver-
kürzungen dem Michelangelo nahe, aber der ungelöste Wider-
spruch dieser Bestrebungen mit der auf ruhige Existenzschilderung
gerichteten venezianischen Art verhindern ihn, zur wirklichen
Grösse durchzudringen. Die Galerie in Dresden hat von ihm
eine sehr beschädigte und wiederhergestellte Berufung des lllat-
thäus in Halbfiguren (Nr. 199): Christus macht mit der Hand eine
sprechende Bewegung, Matthäus sitzt noch als Zöllner am Tische
und wühlt mit der linken Hand im Golde; ebendort, angeblich
von ihm, eine Dame in Trauer vor grauem Wandgrund mit rotem