Schule,
Venezianische
16. Jahrhundert.
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findet sich im Museum zu Hannover, etwas gegen das vorige
Bild verändert (Nr. 296). Lorenzo Lotto, geboren um 1480 zu
Venedig, gestorben nach 1555, wahrscheinlich zu Loreto, ur-
sprünglich ein Schüler Gio. Bellinis, erfahrt später die verschieden-
sten Einflüsse, bald des Giorgione in der leuchtenden Färbung,
dann des Correggio in den Verkürzungen, der hellen Färbung,
der Anwendung des Helldunkels und dem eigentümlichen Liebreiz
der Gesichter. Eine Maria mit dem Kinde und dem kleinen
Johannes vor einem roten Vorhange, links helles Flussthal mit
heiterem Himmel, von ihm, befindet sich in der Galerie zu
Dresden, ebendort ein der Spätzeit des Meisters zugeschriebenes
Bild, der heilige Sebastian von Pfeilen getroffen (Nr. l94A und
194 B). Ebendort zwei Kopien nach Lotto: Maria mit dem Kinde
und vier Heiligen, nach dem Original in der Bridgewater Galerie,
welches noch der bellinesken Frühzeit des Meisters angehört; und
Christus und die Ehebrecherin, nach dem späten Bilde Lottos im
Louvre (Nr. 195 und 197). Die beiden Werke des Meisters in
der kaiserlichen Galerie in Wien bestätigen seine Verwandtschaft
mit Correggio; auch bei Lotto verschwinden die Umrisse in einem
duftigen Dammerlichte, und gewisse Formen scheinen dem Cor-
reggio abgelausoht zu sein. In dem einen Bilde, der Maria mit dem
Kinde und Heiligen (Nr. 273), wird Maria von einem Engel mit
einem Blütenkranze gekrönt, den Hintergrund der lieblichen,
glänzend gefärbten Darstellung bildet eine blaue Berglandschaft
und das Meeresufer; das zweite Bild zeigt einen jungen Mann, an
einem Tische stehend, eine goldene Tierpranke in der Hand, auf
rotem Grunde (Nr. 274), und ist zwischen Correggio und Lotto
zweifelhaft, wenn es aber dem letzteren angehört, so muss es
jedenfalls als sein Hauptwerk angesehen werden. Das Museum in
Berlin hat von Lotto das Bildnis eines Architekten aus der
mittleren Zeit des Meisters (Nr. 153); das Bildnis eines jungen
Mannes in schwarzer Kleidung (Nr. 182); das Bildnis eines anderen
jungen Mannes (Nr. 320); das Doppelbild der Heiligen Sebastian
und Christophorus (Nr. 323); Christi Abschied von seiner Mutter
(Nr. 325): Christus kniet vor der in Ohnmacht sinkenden Maria,
welche von Johannes und einer heiligen Frau unterstützt wird,
hinter Christus Petrus und ein anderer Apostel, vorn die knieende
Stifterin, im Hintergrunds der Halle Durchblick auf den Kloster-
garten. Ein frühes Werk des Lotto in der Pinakßthek zu Mün-
chen, die Verlobung der heiligen Katharina (Nr. 1083), zeigt die
venezianischen weiblichen Gestalten mit weichen Zügen und fett-
lichen Gesichtern, aber die Färbung ist fein, mit zart durchsichtigem
Helldunkel, die Zeichnung bringt eine geschickte Anwendung der
Verkürzungen. Von demselben in der grossherzoglichen Galerie
Ehe, Cicerone. IV. 7