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Spätgotische
Zeit.
kirche in Marburg bildet die Umgebung eines Kruziiixes von
Holz. Maria und Johannes erscheinen auf goldenem, gestirntem
Grund, sodann die Schächer, bei dem gläubigen ein Engel, bei
dem versteckten ein Teufel. Die Ausführung ist handwerksmässig.
Die Kirche zu Rauschenberg enthält Flügelbilder von einem
Altar stammend: sechs Szenen aus der Jugend-, sechs andere aus
der Leidensgeschichte Christi mit goldener Luft im Charakter der
Kölnischen Schule um 1400. Auf der Staffel sieht man die zwölf
Apostel zu den Seiten des Heilauds, in Brustbildern auf rotem
geblümten Grunde. Ein Altariiügel in der Liebfrauenkirche zu
Hofgeismar, jetzt über dem Pfarrstand aufgestellt, zeigt Szenen
aus der Passion auf Goldgrund. Die Schlosskapclle in Marburg
zeigt Wandmalereien in einer hohen Blende auf der Westseite,
die kolossale Gestalt eines heiligen Christophorus aus der Bauzeit
der Kapelle, Ende des 13. Jahrhunderts.
Provinz Sachsen. Ein Doppelbildnis im Amalienstift zu Dessau
von 1475 rührt vielleicht von Michael Wohlgemuth (vergl. Mittel-
franken) her. Die junge Frau ist sehr individuell, der junge Gatte
in Modetracht und in packender Lebenswahrheit wiedergegeben.
Die Hauptkirche in Herzberg (Kreis Schweinitz) zeigt eine be-
achtenswerte Bemalung der Gewölbfelder; die östliche und die
westliche Hälfte stammen aus verschiedenen Zeiten. Die östlichen
Felder enthalten die Gestalten der Apostel, Christus in der Man-
dorla, Auferstandene, Selige und Verdammte, Propheten und Engel.
Die Figuren sind oft stark verzeichnet, aber vortreiflich im Aus-
druck. Die Felder der westlichen Hälfte zeigen den thronenden
Christus, Maria, Szenen aus dem Leben Christi, Engel und Heilige.
Die Malerei ist weniger gut als die der östlichen Hälfte. In der
Sammlung des Bibliothekgebäudes zu Wernigerode befindet sich
ein aus der Oberpfarrkirche stammendes Temperagemälde, auf
den Tod des letzten Grafen von Wernigerode (T 1429) sich be-
ziehend. Es stellt ein vor einem Kruzifix knieendes Ehepaar vor,
Graf Heinrich und seine Gemahlin mit den Wappen. Ein Altar-
schrein aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts in der Ober-
pfarrkirche zu Wernigerode enthält auf den Aussenseiten der
Flügel: oben die heilige Katharina und Barbara, unten die heilige
Magdalena und die heilige Jungfrau mit dem Christuskinde, dann
zwei Stifterinllen- Die sechs inneren Bilder zeigen oben Gott-
vater und Maria, unten die Verlobung Marias und die Verlobten
im Begriff, eine Treppe heraufzugehen, dann die Flucht nach
Ägypten und die Beschneidung Christi.
Königreich Sachsen. Vom Kölner Meister des Todes Mariä
oder doch aus dessen Schule beiinden sich mehrere Gemälde in
der Königlichen Gemäldegalerie zu Dresden (vergl. Niederrhein,