Deutsche
Malersohulen.
Die deutsche Malerei entwickelte sich nach dem Vorbilde der
antik-altchristlichen, folgte aber mehr der weströmischen als der
oströmischen Richtung. Die spätere byzantinische Kunst übte nur
einen geringen Einiiuss auf Deutschland, geringer sogar als auf
Italien. Die altchristliche Kunst schloss sich zwar dem Formen-
kreise der spätrömischen Antike an, aber der Inhalt ihrer Schilde-
rungen zeigt den durchaus neuen Geist des Christentums, der in
der Vorliebe für die dem Orient nahestehende symbolisch-transzen-
dentale Auffassung und betonte Bedeutsamkeit zum Ausdruck
kommt. Die altchristlichen Darstellungen sind eigentlich nur des
Inhalts wegen geschaffen und lassen gegensätzlich zur Antike die
Form als Nebensache erscheinen. Das Figürliche in den malerischen
Anfängen der germanischen Völker folgt nun ganz der geschilderten
Art, obgleich es sich nicht um Kopien handelt, wie dieselben wohl
in den ältesten Elfenbeinschnitzereien vorkommen; zugleich macht
sich in den aus der Frühzeit allein erhaltenen Buchmalereien das
nordische Ornament, die Bandgeschlinge und Tierbilder geltend,
während das spärliche Blattornament wieder von der Antike ent-
lehnt, aber in nordischer Art umgebildet wird. Bald auch macht
sich in der deutschen Buchmalerei ein bescheidener Naturalismus
geltend, vorläuiig nur auf die Anordnung der Szenen und die Be-
wegungsmotive der Gestalten beschränkt. Damit war aber der
Anstoss zu einer selbständigen Entwickelung der deutschen Malerei
gegeben, die auch bis gegen das Ende des Mittelalters ihren von
fremden Einflüssen ungestörten Verlauf nahm. Erst gegen die
Mitte des 15. Jahrhunderts beginnt die mächtige Einwirkung der
Niederländer, der realistischen van Eyclcschen Schule und ruft in
Deutschland eine nationale Renaissance hervor, welche aber selbst
am Ende des Jahrhunderts, als die italienische Einwirkung die
niederländische ablöst, immer noch ihre eigenen deutschen Ziele
verfolgt und in der Voranstellung des Charakteristischen und der
Ebe, Cicerone. III. 1