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Zeit.
Spätgotische
Die Vorderseiten zeigen: Unten die Kreuzigung und Kreuztragung,
darunter in zwei Reihen, Anbetung der Könige, Darbringung im
Tempel, Verkündigung, Geburt; dazu unten Kreuzabnahme, Christus
in der Vorhalle und Grablegung, darüber in zwei Reihen, Sendung
des heiligen Geistes, Jüngstes Gericht, Auferstehung und Himmel-
fahrt. Eine hierzu gehörige Vera Icon befindet sich im Museum
zu Münster (Nr. 90). Ebenfalls nahestehend ist eine Kreuzigung
in Lippborg, zwischen Lippstadt und Hamm gelegen. Ein Altar
zu Sünninghausen mit dem gekreuzigten Christus in der Mitte
und der Geisselung, Kreuzschleppung, Noli me tangere an den
inneren Seiten der Flügel, etwa von 1470, zeigt stärker als die
vorgenannten Werke die Kreuzung älterer einheimischer Einflüsse
mit niederländischen. Die Inuigkeit der Empfindung erinnert an
den Liesborner Meister. Goldgrund kam nicht zur Anwendung.
Eine grosse Kreuzigung in der Höhenkirche zu Soest zeigt schon
ziemlich derbe Formen, doch zugleich Weichheit der Empfindung
und dramatische Lebendigkeit. Die ziemlich fein durchgebildete
Landschaft hat goldene Luft. Der gleichen Richtung gehört die
Doppeltafel mit Geschichten des heiligen Kreuzes in der Sammlung
von Zur Mühlen in Münster an, dann die Darstellung von Christus
als Gärtner im Museum zu Münster (Nr. 75). Hierzu gehörten
die Marter der 10000 und die Marter des heiligen Erasmus
(ebenda Nr. 76 und 77) von 1489, aus der Wiesenkirche zu Soest
stammend, dann eine grosse Geburt Christi und vier legendarische
Szenen im gleichen Museum (Nr. 134-138), welche die Bezeichnung
N. Suelnmeigr tragen. Die realistische Richtung tritt hier schon
stark hervor. Die Flügel eines Altars aus Soest mit Darstellungen
aus dem Leben Christi befinden sich im Provinzial-Museum zu
Münster (das Mittelbild ist im Berliner Museum), der Meister
ist im Realismus schon stark vorgeschritten. Ein Altarwerk, das
auf den gleichen Meister zurückführt, besitzt die Kirche zu
Schöppingen bei Münster. Ein Altar in der Wiesenkirche
zu Soest, von 1473, zeigt den rückhaltlosen Realismus. Auf dem
Mittelbilde erscheint die heilige Sippe, auf den Flügeln Szenen
aus der Geschichte Marias und der Jugend Christi. Es sind grob-
lmochige westfälische Bauern dargestellt, allerdings mit individuell
durchgearbeiteten Köpfen. Ungefähr gleichzeitig und gleicher
Richtung folgend, sind zwei von einem Altarwerk aus Marienfeld
herstammende Tafeln im Museum zu Münster (Nr. 130 und 131),
die Grablegung und die Verspottung Christi, wahrscheinlich von
Meister Johann Körbekc aus Münster herrührend, in lebhafter
Bewegung und Energie des Ausdrucks. Schon in das 16. Jahr-
hundert gehört Gert wn Lcm, aus Geseke im Paderbornschen
stammend. Von ihm befindet sich ein aus Corvey stammender