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Spätgotische Zeit.
die Antwerpener Maler. In seinen J ugendwerken ist der Meister
noch von dem des llrlarienlehens abhängig und zeigt ein tiefes ge-
sättigtes Kolorit. Um 1490 ändert sich die malerische Behandlung
und giebt nun die klare, duftige Farbenstirnmung der Antwerpener
wieder. Die Mädchenköpfe des Meisters sind anmutig, die Männer-
köpfe hart und herb. Der Faltenwurf ist kraus. Den Hintergrund
bildet gewöhnlich ein gemusterter Vorhang und eine Felslsndschaft;
Goldgrund ist selten. Auf zweien seiner Tafeln finden sich die
Daten 1486 und 1492; seine grossen Kompositionen für die Glas-
gemälde im nördlichen Seitenschife des Kölner Doms entstanden
1507-1509. Über 1510 hinaus lässt sich die Thätigkeit des
Sippenmeisters nicht ansetzen. Von ihm stammt im Kölner Museum
Nr 114, Klage am Leichnam Christi mit St. Bartholomäus und
Stiftern, aus der Frühzeit; Nr. 115, der Sebastiansaltar mit der
Legende des Heiligen auf Goldgrund, auf der Mitteltafel und den
Innenseiten der Flügel sind je drei Heiligengestalten vor einem
Teppichhintergrunde. Die Farben sind etwas undurchsichtig, das
Inkarnat ist hart rötlich. Nr. 116, der Sippenaltar, zeigt im Mittel-
bilde auf goldenem Throne, dessen Rückwand nackte Putti halten,
Anna, Maria, das Jesuskind und die heilige Katharina. Die heilige
Sippe umsteht ziemlich teilnahmlos die Mittelgruppe. Die Flügel
enthalten einen Heiligen, im Hintergrunde Felslandschaften. Die
Aussenseiten der Flügel zeigen wieder Heilige und die Donatoren.
Ein Triptychon desselben Meisters (Nr. 117) enthält im Mittelbilde
in einem Blumengarten zwei heilige Jungfrauen und den Jesus-
knaben, auf den Flügeln Bruno von Köln, im Hintergründe Szenen
aus der Legende der heiligen Barbara. und Maria Magdalena in
duftigen Landschaften. Die Pfarrkirche zu Vallendar bei Ehren-
breitstein enthält ein Altarwerkdesselben Meisters, welches im
Mittelbild die Kreuzigung, auf den Flügeln innen die Geburt
Christi und die Anbetung, aussen die Verkündigung und die Dar-
stellung im Tempel verführt. Werkstattbilder des Sippenmeisters
im Museum zu Köln sind: Nr. 120, Verkündigung; Nr. 121, Ge-
burt Christi; Nr. 118, Messe des heiligen Gregorius; Nr 111, Votiv-
bild, welches oben Gottvater, Christus, Maria und Engel, unten in
der Landschaft Heilige und Ritter zeigt; Nr. 222, Kruziiixus mit
Heiligen; Nr. 223, die Heiligen Katharina und Barbara; Nr. 117, die
Heiligen Christina, Margareta, Cäcilia und Lucia; Nr. 113, die heilige
Dreifaltigkeit und Heilige in vorzüglicher Ausführung in durch-
sichtiger, leuchtender Färbung. Dem Meister des Bartholonzäus-
altars ist ein eigenwilliger, phantastischer Zug eigen; er hat Einzel-
heiten von bewundernswürdiger realistischer Treue, in sonderbarem
Zwiespalt mit schemenhaften unorganischen Formen. Sein Typus
zeigt breite Gesichter mit stark hervortretenden Backenknochen.