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Spätgotische Zeit.
Gemälde werden unter dem Namen des Meisters des Marienlebens
zusammengefasst. Der Meister ist seit etwa 1460-80 in Köln
tonangebend und schliesst sich noch an die Gefühlsweise Meister
Stephans an, behält auch auf den Innenseiten der Altarwerke meist
den Goldgrund bei. Dramatisches Leben ist in seinen Bildern
nicht zu finden, vielmehr vollzieht sich die Handlung in gemessener
hoher Würde und feierlichem Ernst. Den ersten Anstoss gab auch
für diesen Meister Rogier van der Weyden, später übte Dierick
Bouts nachhaltigen Eindruck. Die Figuren des Meisters sind
schmalschulterig und hager, die Gewänder zeigen bereits brüchiges
Gefaltel, überaus anmutig sind die feinen weiblichen Köpfe. Von
ihm rührt ein Altarwerk in der Hospitalkirche zu Cues an der
Mosel her, welches im Mittelbild die Kreuzigung in reicher Land-
schaft zeigt. Unter dem Kreuze der Stifter und ein Kaplan, auf
den Flügeln innen links die Dornenkrönung, rechts die Grab-
legung, auf den Aussenseiten je drei Heilige. 1m Inneren belindet
sich Goldgrund, aussen natürlicher Luftton. In St. Maria im Ka-
pitol zu Köln, Salvatorkapelle, befinden sich von ihm an der
linken Seitenwand: sieben Heilige in Tabernakeln, zur Seite der
Stifter mit seinem Sohn, darunter Brustbilder von Engeln und
Heiligen grau in grau; an der Eingangswand: Organist und Sänger-
chor. Die übrigen Wandbilder sind später und von anderer Hand,
dagegen dürfte das Glasgemälde "Kreuzigung Christi" auf seine
Zeichnung zurückgehen. Im städtischen Museum zu Köln von ihm:
Nr. 72, der Kruzifixus und Heilige; dunkelblau gekleidete Engel
umschweben das Kreuz, am Fusse desselben Maria Magdalena,
Maria und Johannes; Nr. 73-77, ein Triptychon, Altar de Monte;
im Mittelbild die Klage um den Leichnam Christi, auf den Aussen-
seiten die Verkündigung, auf den Innenseiten der Flügel der Stifter
mit Heiligen; Nr. 78, Christus als Salvator mundi auf schwarzem
Grund; Nr. 79, der heilige Abt Ägidius mit der Hirschkuh; Nr. 80
und 81 zwei der anbetenden Weisen auf Goldgrund. Ein Bild
ohne Nummer, die Madonna mit dem Kinde und dem heiligen
Bernhard, giebt Halbfiguren auf Goldgrund. Gemälde aus der
Werkstatt des Meisters des Marienlebens befinden sich in Aachen,
Dom, rechter Seitenaltar: Christus am Kreuz in reicher Landschaft
mit natürlichem Himmel; in der Schatzkammer daselbst: die Innen-
seiten der Thüren des Reliquienschranks mit Szenen aus dem
Marienleben; in der Pfarrkirehe zu Elsig bei Euskirchen ein
Altarwerk; im Mittelbilde die Kreuzigung, auf den Flügeln innen
die Passionsszenen, aussen grau in grau die heilige Dreieinig-
keit und die Krönung Maria. Die Flügel eines Altarwerks in
St. Kunibert in Köln im linken Transept, aus der Schule desselben
Meisters, sind nur handwerksmassige Arbeit. An einem Pfeiler