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Sp ätgotische Zeit.
heiligen Geistes herab. Das Bild ist auf Goldgrund ausgeführt.
Ferner von Meister Stephan rühren zwei Bilder im Wallraf-Richartz-
Museum zu Köln her: Nr. 46 den heiligen Ambrosius mit dem
unten knieenden Donator, die heilige Cäcilia und den heiligen
Augustinus darstellend; dann auf der zweiten Tafel, Nr. 47, der
heilige Markus, die heilige Barbara und der heilige Lukas, der als
Maler dargestellt ist. Die Flügelbilder sind Teile eines Werkes
in der Galerie zu Darmstadt, welches die Darbringung Jesu im
Tempel vorstellt. Wegen des grossen Bildes „Jüngstes Gericht"
(Museum in Köln, Nr. 48) sind die Meinungen geteilt. Das Bild
stammt aus der ehemaligen Lorenzkirche in Köln; die dazu ge-
hörigen Flügel sind in den Galerien von München und Frank-
furt a. M. Im Mittelbilde erscheint auf dem Regenbogen sitzend
der Heiland als Weltenrichter, tiefer unten knieen Maria und
Johannes Baptist als Fürbitter. Über denselben schweben Engel
mit Leidenswerkzeugen und unter der Gestalt des Heilandes zwei
posaunenblasende Engel. Rechts werden die Lasterhaften von
Teufeln in den Höllenrachen gestossen, links gehen die Seligen
von Engeln geleitet in die Pforten des Paradieses ein. Dem Bilde
fehlt die Holdseligkeit der sonstigen Schöpfungen Meister Stephans,
vielmehr ist ein Versenken in sinnliche Leidenschaften und blutige
Henkerszenen zu bemerken. Ganz in der Art Meister Stephans,
auch wohl seinen Zeitgenossen und Nachfolgern angehörig, sind
noch mehrere Bilder des kölnischen Museums: Nr. 49 die Kreuzi-
gung in mehreren Szenen und vielen Figuren auf Goldgrund; Nr. 50
die Geisselung; Nr. 51 die Kreuztragung und Nr. 52 die Ver-
kündigung. Ein dreiflügeliges Altarbild aus der Kirche zu
Miinstereifel stammend, jetzt in der katholischen Kirche zu Kirche-
ahr, in der Nähe von Ahrweiler, zeigt geöffnet in der Mitte die
Kreuzigung, rechts die Kreuzabnahme, Dornenkrönung und andere
Passionsszenen. Auf den Innenseiten der Flügel erscheinen eben-
falls neutestamentliche Szenen und auf den Aussenseiten der Flügel
einzelne Heilige. Die bewegten Kompositionen mit kleinen Figuren
erinnern noch an die ältere Schule des Meisters Wilhelm. Seit
der Mlitte des 15. Jahrhunderts folgten die rheinischen Meister
dem Vorbilde der vlämischen und suchten zu allseitiger Schilde-
rung der ganzen sichtbaren Natur zu gelangen. Die Szenen der
heiligen Geschichte werden nun in eingehend durchgeführte Land-
schaften versetzt, und zwar nach dem Vorbilde Rogier van der
Weydens und des Dierick Baute. Der Umschwung bei den rheini-
schen Malern erfolgte ziemlich unvermittelt bald nach dem Tode
Meister Stephans. Der Oyklus der Ursulalegende von 1456 in der
Ursulakirche in Köln in 30 Szenen auf 16 Tafeln mit runden Ge-
sichtern und Landschaften im Hintergrunde und der Kruziiixus des