Buchmalerei.
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14. Jahrhunderts stammende Abschrift des Thomasin von Zirclaria
im König]. Kupferstichkabinett zu Berlin (HamiltOII-Erwerbung
Nr. 110). Am Ausgang der Periode steht das Gebetbuch der
Maria, Herzogin von Geldern (Berlin, Königl. Bibliothek), das von
einem Bruder Helmich im Kloster Marienborn bei Arnheim 1415
beendet wurde. Der französische Geschmack erscheint sehr ab-
geschwächt in den mit der Feder gezeichneten mageren Ranken.
Die Darstellungen aus der biblischen Geschichte haben tapeten-
artige Hintergründe und vollendete Technik der weichen Pinsel-
führung. Die Handschrift der Weltchronik des Rudolf von Ems
in der Stadtbibliothek zu St. Gallen Nr. 302, vom Anfang
des 14. Jahrhunderts, zeigt Illustrationen, welche ähnlich der
Wolfenbüttler Abschrift ganz den Stilgesetzen der gotischen Plastik
entsprechen. Ein Breviarium vom Ende des 13. Jahrhunderts in
der Fürstl. Hofbibliothek zu Donaueschingen (Kat. Barak.
Nr. 309) ist vermutlich rheinischer Herkunft; die Kölner Heiligen
sind in die Litanei aufgenommen. Der Kalender steht in gemalter
Einfassung und zwischen Rundmedaillons mit den Zeichen des
Tierkreises und den Monatsbeschäftigungen; dann folgen ganze
Blätter mit Miniaturen von einer anderen Hand aus dem Neuen
Testamente und der Heiligenlegende. Am Schlusse der Hand-
schrift folgt eine Seite mit der stehenden Figur Christi zwischen
Maria und Johannes, oben und unten Engel, dann sieben Blätter
auf beiden Seiten bemalt und ein Blatt mit einer bemalten Seite.
Ein Diurnale des 13. Jahrhunderts, ebendort Nr. 316, zeigt Initialen,
Monatsbilder und sieben Seiten mit je zwei Bildern aus dem Leben
Christi. Es sind scharf und lebendig charakterisierte Feder-
zeichnungen auf Goldgrund. Die Heiligennamen des Kalendariums
weisen auf Brabant hin. Ein lateinisches Gebetbuch vom 13. Jahr-
hundert, ebendort Nr. 334, enthält auf jedem Blatt vortreffliche
Initialen und Randverzierungen im französischen Geschmack. Die
Weltchronik des Rudolf von Ems, ebendort Nr. 79, aus dem
14. Jahrhundert, ist mit vielen in Deckfarben auf Gold gemalten
Miniaturen geschmückt. Ein Diurnale des 14. Jahrhunderts, eben-
dort Nr. 317, enthält einige grössere und viele kleine farbige
Initialen. Starke Anklänge an die Prager Wellislaus-Bibel erkennt
man in einem Speculum Salvationis in der Grossherzogl. Bibliothek
Zll Karlsruhe, etwa vom Ende des 13. Jahrhunderts. Die Armen-
bibel der Liceumsbibliothek in Konstanz zeigt einfache Mache,
Wenn sie auch einige Jahrzehnte später entstanden sein dürfte als
die vorgenannte Handschrift. Dafür gestaltet der Zeichner mit
Voller Selbständigkeit die überlieferten Motive in rein menschlicher
Empfindung. Die beiden Stuttgarter Abschriften der Welt-
Chronik haben, gleich denen in St. Gallen und Donaueschingen,