Tirol, Kärnten.
Wand- u. Tafelmalerei:
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Technik ist dieselbe wie im Neidhartsaale. Einige weibliche
Figuren als Personiiikationen der freien Künste in der Hofhalle,
dann an der Aussenseite derselben einige Kaiseriiguren in schwarzen
Umrissen auf grünem Grunde können dem Beginn des 16. Jahr-
hunderts angehören.
Kärnten. Die Vorhalle des Doms zu Gurk ist mit Wand-
und Deckengemälden geschmückt; 24 die Sünde und die Erlösung
betreffende Darstellungen aus beiden Testamenten sind vorhanden;
oben das Lamm Gottes mit der Siegesfahne; an den das Tympanon
des Hauptportals umgebenden Bogen die Bildnisse der Apostel zu
den Seiten Christi. Die Malereien stammen etwa vom Ende des
14. Jahrhunderts.
In der Buchmalerei der Periode, Welche sich anfangs nur
wenig von der der Hohenstaufenzeit unterscheidet, sondern sich
bald zwei im Technischen verschiedene Richtungen voneinander
ab, die eine setzt die deutsche Manier mit flotter Umrisszeichnung
und leichter Austuschung fort, die andere folgt französischen Ein-
flüssen und wendet die modellierende Deckfarbenmalerei an. Im
14. Jahrhundert verfällt die Initialornamentik. Man liess vom
Bilderinitial ohne organischen Ansatz Rankenwerk auslaufen,
welches bald alle Blattseiten umschlang, oder man wendete sich
zur kalligraphischen Ausstattung des Initials. Eine Bibel von 1281,
zwei Bände in Folio, mit einfachen, zum Teil schönen Initialen
von verschlungenem Band- und Blattwerk in der Gymnasial-
bibliothek zu Koblenz zeigt noch ganz die ältere Art. Dagegen
befindet sich das hervorragendste Werk der neuen Richtung in
der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts im Staatsarchiv zu Koblenz;
es ist die Bilderchronik der Romfahrt Kaiser Heinrichs VII. und
seines Bruders Balduin, Erzbischofs von Trier. Die Köpfe werden
individualisiert, das Gebärdenspiel wird lebhaft, doch sind die Pferde
Schlecht gezeichnet und das Landschaftliche wird nicht einmal
angedeutet, die Umrisse sind mit der Feder gezogen und sparsam
in Wasserfarben getuscht, nur einzelnes wird in Deckfarben an-
gegeben. Zwei Bilder sind ganz in Deckfarben ausgeführt. In der
Ürnamentik zeigt sich das Dornblattmuster. Ein Temporale perpetuum
des Erzbischofs Balduin in Folio, ebendort, enthält in den Initialen
Saubere Federzeichnungen, an den Hauptabschnitten ügürlich aus-
gemalte Initialen, Verzierungen u. a. Derselben Richtung gehört
das zu Beginn des 15. Jahrhunderts entstandene Speculum humanae
Salvationis im Stadtarchiv zu Köln an. Das Brevier des Erz-
bischofs Balduin in der Gymnasialbibliothek zu Koblenz zeigt
den Einfluss der französischen Richtung. Es herrscht noch die
zeichnende Behandlung vor, doch spielen in den Randverzierungen
die Droleries eine grosse Rolle. In dem bilderreichen Gebetbuch