Wand-
Tafelmalerei:
Böhmen.
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bildern des Klosters Emmaus in Prag, etwa um 1372. Es ist eine
monumentale Armenbibel. Der ursprüngliche Charakter hat durch
wiederholte Auffrischung etwas gelitten. Einzelne Figuren zeigen
die Typen Theoderichs, andere erinnern an das Formenideal siene-
sischer Meister. In der Gemäldegalerie des Oistercienserstifts
Hohenfurt (71, km südöstlich von Rosenberg) befinden sich
neun Temperagemälde: Sieben Szenen aus dem Leben Christi, das
Pfingstfest und Maria Himmelfahrt auf Goldgrund mit schwarzen
Umrissen und kräftigen, fein lasierten Farben. Das Marienbild
erinnert so sehr an das apokalyptische Weib in der Marienkapelle
des Karlsteins, dass man gern an Nikolaus Wurmser als Künstler
denken möchte. Ein Beispiel weltlicher Malerei bieten die
Wandgemälde in einem Gemache des Schlosses Neuhaus in Mähren
(53 km südwestlich von lglau). An den vier Wänden erscheinen
in zwei Reihen die fast zur Hälfte zerstörten 0,63 bis 0,94 m hohen
Darstellungen aus der Legende des heiligen Georg, in Trachten
und Waffen der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts, wahrscheinlich
von einem deutschen Meister herrührend, voll Schönheitssinn und
Naivität. Die Benediktinerklosterkirche St. Hieronymus in Emmaus
in der Neustadt in Prag enthält ein Tafelgemälde auf Goldgrund:
Christus am Kreuz, Maria und Johannes und. andere Figuren,
Wahrscheinlich von einem der Meister der oben erwähnten Kreuz-
ganggemälde. Der Dom St. Veit zu Prag besitzt verschiedene
Gemälde dieser Zeit: In der Silvesterkapelle eine Kreuzigung, dem
Wurmser zugeschrieben; nahe der Sakristei einen Christuskopf auf
Groldgrund, an der Einfassung die sieben Landespatrone Böhmens
in höchst zierlich gemalten Figürchen, unten und oben sehr schöne
Engel; ein Mosaik über dem vermauerten Portal am südlichen
Kreuzarm, das Weltgericht nebst den Schutzheiligen Böhmens und
den Stifter Kaiser Karl IV. nebst Gemahlin darstellend, auf Gold-
grund, etwa zwischen 1369 und 1371 entstanden, von italienischen
Künstlern, würdig, obwohl von roher Arbeit. Die Wenzelskapelle
des Doms zeigt Gemälde auf dem unteren Teil der Wände: Passions-
szenen, Grablegung, Auferstehung, Himmelfahrt und Pfingstfest,
angeblich von Theoderich um 1367. Die Bilder sind fast sämflißh
Später übermalt; die oberen Gemälde: Legende des heiligen Wenzel,
die Bildnisse Karls IV. und seiner letzten Gemahlin sind im
16. Jahrhundert erneuert oder übermalt. Noch neuer sind die
Deckengemälde. In der Teynkirche zu Prag befindet sich ein
kleines Marienbild von sehr hellem Fleischton, aus der zweiten
Hälfte des 14. Jahrhunderts, sehr anmutig und voll weichen Gefühls.
Yßn den Wandmalereien in der Marienkapelle derselben Kirche
sind nur Reste erhalten. In der Gemäldegalerie des Prämon-
stratenserklosters Strahow auf dem Hradschin zu Prag beßnden