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und Hochgotik.
Früh-
blasen. Die zierlichen, weichen Gestalten zeigen Gefühl und
Bewegung.
Die dritte grosse deutsche Malerschule bildet sich unter Karl IV.
in Böhmen. In Prag tritt 1348 eine Brüderschaft zusammen,
derenGründungsstatut in deutscher Sprache abgefasst ist. Zwei
Namen treten hervor: Nikolaus Wurmser aus Strassburg und
Meister Theodericla, der wohl aus Prag selbst herstammte. Die
Werke beider Maler befanden sich grösstenteils in den drei Kapellen
der Burg Karlstein bei Prag. Aber auch andere Maler wurden
zur Ausschmückung der Burg herangezogen, neben Thomas von
Mutlina mag hier ein Künstler, der sich unter Simone Martina"
gebildet hatte, thätig gewesen sein. Die Wandmalereien der
Marienkapelle entsprechen der oberrheinischen Art und könnten
von Nikolaus Wurmser herrühren. Maria trägt das Kind auf dem
Arme, der Kopf zeigt ein kräftiges Oval, die Farbe ist licht. Die
Kappen der tiefen Fensternischen in der 1365 geweihten Kreuz-
kapelle sind mit Gemälden aus der Kindheitsgeschichte Jesu und
aus der Odenbarung Johannis geschmückt. Die Wände sind in
Form einer fortlaufenden Holztäfelung mit 133 Gemälden in zwei
und drei Reihen überdeckt, welche überlebensgrosse Halbüguren
von Aposteln, Kirchenlehrern, Mönchen, gekrönten Fürsten und
Heiligen vorführen. Das Hauptbild über dem Altar stellt die
Kreuzigung zwischen Maria und Johannes dar, am Sockel den
Schmerzensmann, aus dem Grabe hervorragend, zwischen Engeln
imd heiligen Frauen. Der Gekreuzigte, dann die Kirchenvater
Ambrosius und Augustinus befinden sich jetzt in der Kaiserlichen
Gemäldesammlung in Wien, alle übrigen Bilder sind noch an Ort
und Stelle. Die Gemälde überraschen durch die Energie, mit der
hier ein Künstler die Natur mit dem Ideal zu verschmelzen suchte.
Namentlich die Bilder der Kirchenvater, welche slawischen Ge-
sichtsausrlruck zeigen, werden dem Meister Theoderich zugeschrieben.
Gleiche künstlerische Züge, wie die Tafelbilder; tragen auch
die Wandmalereien. Zu den ansprechendsten gehört die An-
betung der Könige, zu den dramatisch wirksamsten die Anbetung
des Lammes. Im Rndolphinum zu Prag befindet sich das Votivbild
des Prager Erzbischofs Odko von Wlaschim (Nr. 687), welches dem
Meister Thecderich zugeschrieben wird. In der oberen Hälfte
thront die heilige Maria mit dem Kinde, verehrt von Kaiser
Karl IV. und seinem Sohne Wenzel, hinter denen die Heiligen
Sigismund und Wenzel stehen. In der unteren Hälfte die übrigen
heiligen Landespatrone Böhmens: Procop und Adalbed, vor welchen
der Stifter, der Erzbischof Oäko kniet, dann Veit und Ludmilla.
Schwarzer Grund. Sehr stark vermischt mit fremden, namentlich
italienischen Zügen erscheint die heimische Richtung in den Wand-