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Früh-
und Hochgotik.
aus der Arbogastsage und aus der Geschichte Christi erhalten. Die
Entstehung fällt wohl vor 1350. Schon die überschlanken aus-
gebogenen Körperformen weisen auf diese Zeit hin. Ein Beispiel
weltlicher Malerei war in dem Hause „zum Grundstein" in
Winterthur erhalten und hatte das Neidhartsche Gedicht "das
Veilchen" zum Gegenstands. Das etwas schlüpfrige Wandbild ist
noch in Durchzeichnungen in der Wessenbergscheu Sammlung in
Konstanz vorhanden. _
Grossherzogtum Baden. Das Haus Münsterplatz 5 in Konstanz,
ehemals Messnerhaus des Kollegiatstifts St. Johann, besitzt im
Hinterhaus einen Cyklus von Wandmalereien, welche sich auf die
Leinwandindustrie beziehen. Die Bilder, etwa 0,65 m hoch, bilden
drei horizontale Reihen und sind al fresco mit ausschliesslicher An-
wendung der braunen, roten, grünen und schwarzen Farben gemalt.
Sie stellen Frauen bei der Flachs- und Seidebereitung vor, ausser-
dem eine Badeszene. Die Bilder stimmen stilistisch mit den Minia-
turen der Manessischen Handschrift überein; sie dürften etwa in den
Anfang des 14. Jahrhunderts zu setzen sein. Die obere Sakristei
des Münsters in Konstanz enthält ein Wandgemälde in Tempera
von 1348, den Gekreuzigten zwischen Maria und Johannes dar-
stellend. Die Stellungen der Figuren sind gewunden in der Weise
der frühgotischen Skulpturen, die Zeichnung ist ziemlich roh, doch
ist das Bild bemerkenswert, da dasselbe noch vor das Eintreten
der idealen und weichen Kunstweise der Kölner Schule fallt.
Am Münster zu Mittelzell auf Reichenau ist im oberen Chor-
eingang über einer Nische ein Krystallgefass zwischen den Aposteln
dargestellt, in einer anderen Nische Christus und Maria, jener mit
Lilienkrone und Lilienstab, diese mit der Lilienkrone. An der
Seite erscheint Mariä. Heimsuchung, darüber ein Engelskopf. Die
anmutigen Malereien auf blauem, ornamentiertem Grunde stammen
wohl aus dem 14. Jahrhundert.
Grossherzogtum Hessen. Das Grossherzogliche Museum in
Darmstadt besitzt in Nr. 160 ein von den Brüdern Heinrich und
Konrad Rost aus Kassel gestiftetes Votivgemälde auf Goldgrund
in fünf Abteilungen, in der Art des Meisters Wilhelm aus Köln.
In der Mitte erscheint Christus am Kreuz; schwebende Engel
fangen in Kelchen das Blut seiner Wunden auf. Am Fuse des
Kreuzes stehen Maria und Johannes, vor demselben knieen die
vier Stifter. Auf beiden Seiten je zwei Abteilungen übereinander,
jede mit zwei Heiligen; rechts oben Katharina und Kunibert,
rechts unten Maria Magdalena und eine Abtissin, links oben ein
Bischof mit Barbara, unten ein Abt über dem Satan stehend und
Ursula mit fünf Jungfrauen ihrer Schar. Die Gemälde Nr. 161 bis
164 derselben Galerie gehören ebenfalls der altkölnischen Schule