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Früh-
und Hochgotik.
weiehster Verschmelzung der Töne gemalt. Die Köpfe in schlankem
Oval mit hoher Stirn, kleinem Munde und runden geöffneten Augen,
von äusserstem Liebreiz und dem Ausdruck von Reinheit und
Unschuld. Der im Dom zu Köln aufgestellte Altaraufsatz aus
dem St. Clarenkloster ist vielleicht erst in den achtziger Jahren
entstanden, also nach der Zeit WVilhelms. Bei vollständig ge-
schlossenen Aussenflügeln sieht man auf Leinwand gemalte Tempera-
bilder, auf rotem Grunde, den Kruziiixus, Christus im Grabe stehend
und einzelne statuarische Heilige. Im Inneren bildet der Schrank
mit der Monstranz die Mitte, daneben stehen in vergoldeter Holz-
architektur auf jeder Seite sechs Bilder in zwei Reihen, die zwölf
unteren die Jugendgeschichte Christi von der Verkündigung bis
zu seinem Auftreten als Knabe im Tempel, die der oberen Leiden
und Tod, vom Gebet auf dem Ölberge an, bis zur Himmelfahrt
enthaltend. Alle diese Bilder sind auf Goldgrund mit dünnen
Farben und leichter Modellierung gemalt, die Figuren schlank und
nicht übertrieben gebogen, die Gesichter sind rundlich und zeigen
entsehiedenes Schönheitsgefühl und den Ausdruck von Demut,
Innigkeit und unschuldiger Freude. Die unteren Bilder übertreffen
die oberen. Die Aussenbilder sind von anderer Hand und daher
jünger. Verwandtes bieten eine Anzahl Gemälde imWallraf-Richartz-
Museum zu Köln: Nr. 7 Kruzifixus, Maria, Johannes, Clara,
Franziskus und Ludwig und unter dem Kreuz die Stifterin; Nr. 8
die Heiligen Agatha, Agnes, Cäcilia, Barbara, Antonius, Dionysius,
Ägidius und Pantaleon auf Leinwand; Nr. 20 der Heiland am
Kreuz nebst Maria und acht Aposteln auf Goldgrund. In der
Merloschen Sammlung: Maria mit dem Jesuskinde, als Himmels-
königin, der Hintergrund rot mit Gold geblümt, der Kopf der
heiligen Jungfrau ist besonders lieblich und von zarter Ausführung.
In der Sammlung Konrad Kramer in Kempen befinden sich zwei
Bilder der älteren Kölnischen Schule von etwa. 1420 auf Holz:
St. Katharina und St. Barbara auf rotem Grunde, schmalschulterige,
ätherische Figuren mit dünnen zugespitzten Händchen. Ein Bild
im Chor von St. Kastor zu Koblenz giebt eine Kreuzigungsgruppe
mit dem knieenden Erzbischof Kuno auf Goldgrund, dasselbe gehört
wohl in die Schule Meister Wilhelms, ist aber gänzlich übermalt.
Zahlreiche Bilder der altkölnischen Schule idyllischen Charakters
sind der heiligen Jungfrau gewidmet, tragen aber einen freien naiven
Ausdruck. Es wird weniger die Herrlichkeit als die Demut, Un-
schuld und Reinheit der heiligen Jungfrau dargestellt. Sie sitzt
im Freien auf blumigem Rasen, von heiligen Begleitern umgeben,
wie von einem edlen Hofstaat. Alle diese Bilder sind klein Imd
zur Privatandacht bestimmt. Einige Bilder dieser Art befinden
sich in Kölner Privatsammlungen. Ein Triptychon bei Joh. Ant.