Volltext: Malerei (Bd. 3)

Buchmalerei. 
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glücklicher Verwertung der menschlichen Figur. Die Vollbilder 
geben Szenen aus dem Neuen Testamente. Die hervorragendste 
Darstellung ist die der Ecclesia, als mächtige Frauengestalt gebildet. 
Ein Gebetbuch, welches dem Kloster der heiligen Ehrentrud in 
Salzburg entstammt und dem Anfang des 13. Jahrhunderts an- 
gehört (München. Bibl. 15 902), zeigt im Hauptbild Christus zwischen 
Petrus und Paulus in der Erhabenheit des alten Stils. Das 
Kalendarium enthält die Bilder der Monatszeichen. Eine andere 
dem gleichen Kloster und wohl derselben Zeit entstammende Hand- 
schrift, ein Evangelistarium (München. Bibl. 15 903), hat einen 
reichen Bilderschmuck erhalten, aber von geringerer künstlerischer 
Vollendung. In einem Psalterium mit Kalendarium in München 
(Nr. 23 094), süddeutscher Herkunft und wohl um 1250 entstanden, 
wird öfter das Typische durch das Charakteristische ersetzt. Auch 
die Initialen weisen auf einen Künstler von derber Hand, aber 
frischer Phantasie hin. Die alte Malweise zeigen noch zwei Bücher 
von Aldersbach in München (God. Aldersp. c. p. 74 und 75). Das 
eine ist ein Brevier, dessen Deckel unter Hornplatten einige Bilder, 
dann im Inneren Bilder aus dem Leben J esu und einiger Heiligen 
enthält, auf patroniertem Goldgrunde. Das andere ist ein Psalterium 
und zeigt auf dem Deckel unter Hornplatten Christus mit grünendem 
Kreuz und Mariä. Heimgang, sonst aber prächtige Initialen mit 
Bildern und Illustrationen zu den Psalmen. Beide Bücher sind 
wohl nicht vor Mitte des 13. Jahrhunderts entstanden. Zur neueren 
Manier neigen die Handschriften des Horaz und Vergil, welche der 
Abt Altmv. von Weihenstephan (1182-97) geschrieben hat, und die 
sich jetzt in München befinden (O. W. c. p. 63 u. 62). Am Beginn 
jedes der Werke erscheint das Bild des Abts, sein Buch dem 
heiligen Stephan übel-reichend. Im Inneren zeigt das eine die Ge- 
stalt des Horaz, als Dichterfürsten in antiker Tracht. Das andere 
Buch zeigt den Vergil ebenfalls in fürstlicher Tracht und von den 
Anfängen seiner Hauptwerke begleitet. Die Bilder sind ziemlich 
leblos und mit bläulicher Tinte gezeichnet. 
In der Stadtbibliothek zu Bamberg finden sich noch mehrere 
Bücher von seltenem Werte. Das Pontiiikale des heiligen Otto 
H" 1139), Welches aus dem Michelsberger Kloster stammt, zeigt 
die Gestalt des segnenden Christus mit den Emblemen, zugleich 
frisch in Deckfarben ausgeführte Initialen. Auch das Leben Kaiser 
Heinrichs und Kunigundens ebendort, von Diakonus Adalbert ge- 
schrieben, enthält einige bemerkenswerte Bilder, so die Feuerprobe 
der Kaiserin und den Akt der Verzeihung, welche sie dem knieenden 
Kaiser und den Bischöfen erteilt, Federzeichnungen ohne tieferen 
Gefühlsausdruck, aber mit schlichter Einfachheit der Gewandung, 
wohl aus dem 12. Jahrhundert. Ein Psalterium in der Bamberger
	        
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