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Realismus u. Kolorismus in der z. Hälfte des 19. Jahrh.
von Seeräubern", von 1884 (Nr. 753 und 765). Otto Kmllle, geboren
1832, gestorben 1898, bildete sich unter Sohn, Hildebrandt und
Schadow in Düsseldorf. ging dann nach Paris zu Couture und von
da nach München. Er lebte seit 1866 in Berlin. Nach seiner
Rückkehr aus Italien malte Knille im Schlosse Marienburg bei
Hildesheim eine Anzahl Wandgemälde aus der Thüringer Sage.
An Wandbildern schuf Knille in Berlin für die Universitäts-
bibliothek daselbst vier friesartige Kompositionen: auf dem ersten
Bilde die griechische Kultur, dargestellt durch Plato mit seinen
Schülern und die körperlichen Übungen der Jünglinge; auf dem
zweiten Bilde erscheint eine Disputation vor Ludwig dem Heiligen
in der-Sorbonne zu Paris; das dritte Bild giebt die Begrüssung
der Reformatoren durch die Humanisten in Wittenberg; und end-
lich hat das vierte Bild das Weimar von 1803 zum Gegenstande,
verkörperifin Gruppen der damals wirkenden Dichter, Gelehrten
und Künstler. Ein Hauptbild Knilles "Tannhäuser und Venus", von
1873, befindet sich in der Berliner Nationalgalerie (Nr. 170); im
Museum zu Hannover von ihm "Der tote Cid aus Valencia
reitend", von 1858, und "Fra Giovanni Angelico da Fiesole im
Kloster St. Marco malend", von 1863 (Nr. 88 und 89). August
Jernberg, geboren 1826 in Schweden, kam 1851 nach Düsseldorf,
begann mit Darstellungen aus der schwedischen Geschichte und
malte später auch Genrebilder aus Rheinland und Westfalen. Die
Nationalgalerie in Berlin hat von ihm „Zur Erntezeit", Frauen
auf dem Felde mit Zusammenbinden von Garben beschäftigt
(Nr. 658). Marita von Beckemth, geboren 1838, gestorben 1897,
ein Schüler Joseph Kehrens in Düsseldorf, setzte seine Aus-
bildung bei Schwind in München fort. Im Jahre 1884 führte er
einen Cyklus von Sgrafiitomalereien im Lichthofe der technischen
Hochschule in Charlottenburg aus. Seine Staffeleibilder ge-
hören dem historischen Genre an.
Ein Hauptvertreter der neueren religiösen Malerei in der
Düsseldorfer Schule ist Eduard von Gebhardt, 1838 in Esthland
geboren, anfangs Schüler der Petersburger Akademie, dann der
Karlsruher Kunstschule, kam 1860 nach Düsseldorf zu W. Sohn
und bildete sich hier sowie durch das Studium der alten deutschen
und niederländischen Meister seine Malweise, welche die biblischen
Ereignisse meist in die Mitte des westfälischen Bauernlebens ver-
setzt. In der Neuen Pinakothek zu München von ihm eine
Kreuzigung Christi (Nr. 613); in der Kunsthalle zu Hamburg
ebenfalls eine Kreuzigung, von 1873 (Nr. 341); im Museum zu
Leipzig "Aus der Reformationszeit", zwei Halbfiguren eines
Mannes und einer Frau mit einem Manifest beschäftigt, von 1877
(Nr. 497); in der Galerie zu Dresden "Die Pflege des heiligen