Buchmalerei.
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Die Abbildungen zeigen alle Stände vom Fiedler bis zum Ritter,
auch allegorische Darstellungen fehlen nicht, die Figuren sind mit
feiner Feder gezeichnet und die Gewänder mit kräftiger Farbe
ausgetauscht, seltener ist der Fleischton angegeben. Das älteste
Exemplar des illustrierten Sachsenspiegels ist das in der Universitäts-
bibliothek zu Heidelberg (Cod. Pal. Germ. 184). Es entstand
wahrscheinlich schon gegen 1220. Die Darstellungen sind flüchtige
Federzeichnungen, in denen nur die Gewänder leicht gefärbt sind.
Ein Evangelistarium der Grossherzogl. Bibliothek in Karlsruhe
(Bruchs. Hdschr. 1), aus Bruchsal herrührend, ist mit künstlerischer
Sorgfalt ausgestattet. Die Umrisse der Bilder sind schwarz, die
Farbe stets deckend. Ein etwa gleichzeitiges Evangelistarium
ebendort (Hdschr. S. Peter 7), aus dem Kloster St. Peter im
Schwarzwald stammend, ist dem vorgenannten ähnlich behandelt.
_ Ein dreibändiges Passionale aus dem Kloster Zwifalten in der
Königl. Bibliothek zu Stuttgart (Bib. Fol. 56-58) steht an der
Spitze einer ganzen Gruppe von Handschriften aus der gleichen
Schreibstube. Das Passionale, etwa von 1180, zeigt vorwiegend
Bilderinitialen; ausserdem spielen Drachen in Verbindung mit
Rankenwerk eine grosse Rolle. Ebendort und aus derselben Schreib-
stube stammend befindet sich die Abschrift des Flavius Josephus:
„de antiquitatibus" (hist. F01. 418). Auch hier bietet die Illustration
ausschliesslich Initialornamentik, vielfach mit symbolischen Tieren.
Besser sind die Abbildungen eines ebendort befindlichen Schriften-
bandes, der mit dem Ohronikon Zwifaltense minus eröffnet wird,
die Ereignisse sind bis zum Jahre 1221 eingetragen. Im Nekro-
logium Zwifaltense (ebendort, hist. F01. 420), zwischen 1232 und
1234 geschrieben, hat ein Mönch Wemher die künstlerische Aus-
stattung besorgt. Ein auf die Mitte des 12. Jahrhunderts hin-
weisendes, aus dem Kloster Gegenbach stammendes Evangeliar
mit vorangehendem Exultet, in der Königl. Bibliothek zu Stuttgart
(Bib. Fol. 28), zeigt in den biblischen Darstellungen eine vor-
wiegend zeichnerische Behandlung. Ebendort befindet sich das
Psalterium des Landgrafen Hermann 'von Thüringen (Königl. Hand-
bibliothek Nr. 412) mit schön naturalistischen Laubwerk. Das
Psalterium wird mit einem Kalendarium eröffnet, in dem jede
Seite durch zwei rundbogige Arkaden verziert ist. In den Lünetten
erscheint das Tierzeichen, dann das Monatsbild. Unterhalb in der
Arkadenöifnung befindet sich einerseits der Kalender, anderseits
ein Heiliger des Monats. Die Psalmen werden durch Bilder aus
dem Neuen Testament begleitet; in den Arkaden der Litaneien er-
scheinen die Brustbilder von Heiligen und thüringischen Fürsten,
sowie die Könige von Ungarn und Böhmen. Vom Ende des
12. Jahrhunderts stammen die Bilder eines Breviariums in der
Ebe, Cicerone. III. 3