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Realismus u.
Kolorismus in der 2.
Hälfte des 19. Jahrh.
betonte neben dem Koloristisehen vorzugsweise das seelische Ele-
ment, das er bis zum Visionären steigerte. Schon seine noch in
Wien, um 1862, ausgeführten zwölf Zeichnungen zu Kompositionen
Beethovens, Mendelssohns, Liszts u. a. üben sich an der Lösung
tiefsinniger Rätsel. In der Neuen Pinakothek zu München von
ihm die "Ekstatische Jungfrau Katharina Emmerich" und "Affen
als Kunstrichterkollegium" (Nr. 496 und 497); in der städtischen
Kunstsammlung zu Mannheim "Kopf eines jungen Mädchens"
(Nr. 81); in der Kunsthalle zu Hamburg die "Nonne" und die
"Kindesmörderin" (Nr. 462 und 648); in der Sammlung des Kunst-
vereins in Bremen "Christus bei Martha und Maria" (Nr. 78) und
eine Komposition in schwarzer Tusche zu "Heloise" von Lenau
(Nr. 79); im Museum zu Breslau "Meter dolorosa", "Ein Tann-
häuser" und „Venus und Amor" (Nr. 835, 836 und 883); in der
Galerie zu Dresden "Ein Vaterunser", ein bleiches junges Mädchen
im Bett betend, von 1887 (Nr. 2336 A); im Stadtmuseum zu Königs-
berg "Vertrauen", von 1889 (Nr. 805); im Museum zu Leipzig
"Madonna mit dem Kinde", von 1885 (Nr. 585); in der National-
galerie zu Berlin "Jesus heilt ein krankes Kind", von 1884
(Nr. 514). Anton Seitz, geboren 1829 in Nürnberg, bildete sich
auf der Nürnberger Kunstschule zum Kupferstecher, ging aber
1850 zu Flüggen nach München und malte miniaturfein ausgeführte
Bilder aus dem Bürger- und Bauernleben, welche ihm den Namen
des Münchener Meissonier eingetragen haben. Seitz hat eine
grosse Anzahl dieser Kabinettsstücke geschaffen, von denen die
wenigsten in die öffentlichen Galerien gekommen sind. Die Neue
Pinakothek in München hat von ihm "Fahrendes Volk" (Nr. 543),
das Germanische Museum in Nürnberg die "Ländliche Brief-
schreiberin" (Nr. 431), das Museum in Leipzig "Der gute Freund",
ein Kapuzinermönch in einem Bauernhause, von 1883 (Nr. 546);
im Rudoltinum zu Prag die "Würfelspieler" (Nr. 650). Manz
Defregger, geboren 1835 als der Sohn eines Bauernhofbesitzers
bei Dölsach im Pusterthale, hat in seinen Bildern an Land und
Leuten seiner Heimat festgehalten und ist wohl deswegen der
volkstümlichste der Münchener Genremaler geworden. Er kam
zu Piloty nach München, blieb aber nicht lange in dessen Atelier
und ging, nachdem er längere Zeit für sich gearbeitet hatte, nach
Paris, ohne bedeutende Erfolge zu erlangen. 1864 nach München
zurückgekehrt, ging er nochmals zu Piloty und begann die Reihe
seiner Tiroler Bilder mit „Speckbacher_ und sein Sohn", von 1868,
jetzt im Ferdinandeum zu Innsbruck (Nr. 422), ausserdem besitzt
das Ferdinandeum noch einige Kopien nach Defreggers Originalen
(Nr. 420, 421, 423-427), dann ein Porträt von ihm selbst und
"Peter Sigmair, Tharerwirt von Olang, stellt sich selbst, um seinen