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in
Romantik
Klassik
der
Hälfte
des
Jahrh.
und zu den Werken Friedrichs d. Gr. (1843-1849) hat Menzel
von der ganzen Friedericianischen Epoche ein Abbild gegeben.
Menzel gehört in seiner ersten Periode zu den Reformatoren des
deutschen Holzschnitte; er ist auch der Begründer des Tonschnitts,
welcher der realistischen Neigung der Zeit entgegenkommt. Erst
die zweite Periode des Künstlers ist vorwiegend der Malerei ge-
widmet; am Beginn derselben stehen die grossen Sittenbilder der
Friedericianischen Zeit, dann folgt eine Geschichtsmalerei, welche
an die Ereignisse des Jahres 1870 anknüpft, und die Hauptwerke
der letzten Jahre sind durchaus Lösungen künstlerischer Probleme
in der Komposition und in der Behandlung des Lichts und der
Farbe. Die Neue Pinakothek in München besitzt von Menzel
"Kontribution", in Gouache, und einen Studienkopf (Nr. 604
und 604a), die Galerie in Dresden "Predigt in der alten Kloster-
kirche in Berlin", von 1847 (Nr. 2350 A); im Museum zu Breslau
von ihm "Huldigung der schlesischen Stande vor Friedrich d. Gr.
im Fürstensaale des Rathauses zu Breslau", von 1855 (Nr. 678); in
der Nationalgalerie zu Berlin die berühmten Bilder "König
Friedrichs II. Tafelrunde in Sanssouoi", gemalt 1850, und das
"Flötenkonzert König Friedrichs 11. in Sanssouci", von 1852 (Nr. 218
und 219), dann ebendort das "Eisenwalzwerk", von 1875 (Nr. 220),
eines der modern-realistischen Bilder, in denen Menzel seine
Meisterschaft auch in der Beherrschung der Lichtwirkungen zeigt.
Ebenfalls in der Nationalgalerie befindet sich der erste Entwurf
zu dem 1865 vollendeten grossen Gemälde "Krönung des Königs
Wilhelm zu Königsberg" (Nr. 481) und das ausgezeichnete Geschichts-
bild "Abreise des Königs Wilhelm zur Armee am 31. Juli 1870",
gemalt 1871 (Nr. 490). Menzel hat auch einiges in Fresko ge-
malt: 1855 die Hochmeister des Deutschen Ordens, Siegfried von
Feuchtwangen und Ludger von Braunschweig im Remter des
Schlosses zu Marienburg und 1858 Blücher und Wellington
bei Waterloo in der Gedenkhalle des kronprinzlichen Palais in
Berlin.
Für die Berliner Landschaftsmalerei war die Thatigkeit Karl
Blechens (1798-1840) von grosser Bedeutung; er ist der grösste
Romantiker der Schule. Blechen besuchte die Akademie in Berlin,
schloss sich aber an keinen Lehrer enger an. Im Technischen
waren ihm die alten Holländer Vorbild, und im übrigen trieb er
ein eifriges Naturstudium. Die Stimmung seiner Bilder ist melan-
cholisch, nur zeitweise etwas heiterer, nach seiner 1827 unter-
nommenen italienischen Reise. Blechen stellte sich vorzugsweise
die Lösung romantischer Bcleuchtungseifekte zur Aufgabe. In den
letzten Jahren seines Lebens hatte sich seine Stimmung so ver-
düstert, dass er sich vom künstlerischen Schaffen völlig fern hielt.