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Klassik u.
Romantik
in
der
Hälfte
19- Jahrh.
des
Eigentümlichkeit führte zu einer reicheren Ausbildung des Kolorits,
und auf diesem Wege wurde Riedel zu einem Vorläufer des
modernen Kolorismus. Riedels Hauptwerke besitzt die Neue Pina-
kothek in Münch en: eine neapolitanische Fischerfamilie am Meeres-
ufer dem Mandolinenspiel des Vaters lauschend, Judith mit dem
Haupte des Holofernes, ein junges Mädchen im Schosse seiner Mutter
ruhend, und mehrere Bildnisse von Italienerinnen, sämtlich roman-
tisch in Farbe und Auffassung (Nr. 205-213). Eine seiner
Spezialitäten war die Darstellung badender Mädchen im Waldes-
dunkel. In der städtischen Sammlung in Mannheim von Riedel:
zwei Frauen in römischer Volkstracht (Nr. 82); im Museum zu
Stuttgart eine Medea (Nr. 765), in der Kunsthalle in Hamburg
"Frauen aus Albano" (Nr. 511); im Museum zu Hannover eine
Pisanerin und eine Florentinerin, beide auf dem Ruhebette liegend
(Nr. 145 und 146); in der Berliner Nationalgalerie Albanerinnen
im Abendlicht an einer Veranda und zwei badende Mädchen
(Nr. 273 und 274). Paul Emil Jacobs (1803-1883) gehört eben-
falls in den Langerschen Kreis. Er malte anfangs religiöse und
geschichtliche Bilder, vorzugsweise aber Porträts, um später ähnlich
wie Riedel seine Thätigkeit auf romantische Einzelüguren und
Gruppen zu richten. Er bereiste Griechenland, besuchte mehrmals
Rom und liess sich zuletzt in seiner Vaterstadt Gotha nieder.
Noch mehr wie Riedel war es ihm um die Darstellung nackter
Frauenkörper in reichem Kolorit zu thun. Die Herzogliche
Galerie in Gotha besitzt von ihm: eine Venus unter einem dunkel-
roten Vorhang auf weissem Kissen ruhend, die Studie eines Greisen-
kopfes und das Brustbild einer Römer-in (Nr. 615-617). Ausser-
dem hat Jacobs eine Scheherezade, Märchen erzählend, Judith und
Holofernes, die Gefangennehmung des Simson, den Verkauf
griechischer Sklaven, Susanne im Bade, griechische und türkische
Frauengestalten gemalt. Peter Hess, geboren 1792 in Düsseldorf,
gestorben in München 1874, kam 1806 nach München und schloss
sich hier an Albrecht Adam und Wilhelm Kobell an. Hess war
von Jugend auf dem rücksichtslosesten Naturalismus ergeben und
trat in einen Gegensatz zu den Idealisten der Zeit des Empire
und der Restauration. Er ist deshalb der wahre Sittenschilderer
der Epoche. Im Generalstab Wredes machte er die Feldzüge von
1813-1815 gegen Frankreich mit. Er malte das Treffen bei
Arcis sur Aube für den Schlachtensaal der Münchener Residenz.
Seine zahlreichen Genrebilder zeigen polnische Pferdehändler,
Kosakenszenen, Kriegsszenen, aber auch Italienisches seit seiner
1818 unternommenen italienischen Reise. Für den Schlachtensaal
der Münchener Residenz führte Hess zwei Bilder aus den Tiroler-
kriegen aus: das Gefecht bei Wörgel gegen den General Ohasteler