Cornelius, Jul.
Schnorr.
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München übernommen. Seit dieser Zeit entstanden die Kartons für
die Fresken der Loggien der Pinakothek in München, welche Olemens
Zimmermann ausführte. Den Inhalt der Darstellungen gab die
Entwickelungsgeschichte der Malerei. Dann ging Cornelius an die
Ausmalung der Ludwigskirche in München, in welcher er die
Weltschöpfung, die Erlösung, die Evangelisten und das Jüngste
Gericht schilderte. Der Meister steht hier unter der Gewalt von Dantes
Phantasie, aber ohne seine Freiheit zu verlieren. In der Schilde-
rung der Verdammten weist seine Charakteristik einen Realismus
auf, den er nie wieder erreicht hat. Das Schwächste ist hier
wieder die matte Färbung und der Mangel an einem kräftigen
Gegensatz von Licht und Schatten. (Die Kartons zu den Fresken
der Ludwigskirche, sowie die zu den Fresken der Glyptothek be-
finden sich im I. und II. Corneliussaal der Nationalgalerie in
Berlin). An die Ausmalung der Ludwigskirche knüpfte sich ein
Konflikt des Meisters mit König Ludwig, der von Oornelius gesagt
hatte: "Er kann nicht malen". Cornelius folgte 1841 dem Rufe
König Friedrich Wilhelms IV. nach Berlin, um die Gemälde für
einen neuen Dom und ein damit verbundenes Campo Santo zu
schafen, aber die Bauten kamen nicht zur Ausführung. Cornelius
zeichnete die Entwürfe für die Wandbilder des Oampo Santo und
für das Dombild von 1843 bis 1845 zum grossen Teile in Rom und
arbeitete an den Kartons bis zu seinem Tode, ohne alle zu voll-
enden. Die Kartons befinden sich im I. Gorneliussaale der National-
galerie in Berlin, die Entwürfe im Museum in Weimar. Der
Bilder-Cyklus behandelt die bedeutendsten Stoffe aus der Ur-
geschichte der Menschheit, das WValten der göttlichen Gnade in
der Offenbarung und Erlösung, endlich die letzten Schicksale der
Welt. Nur der vierte Teil des grossen Bildergedichts ist vom
Meister in den kolossalen Massstab übertragen worden, welchen
die Wandgemälde erhalten sollten, dasselbe bildet aber ein ab-
geschlossenes Ganzes. Unter den markigen Zeichnungen frühster
Entstehung ragen die "Apokalyptischen Reiter" am meisten hervor.
Daneben finden sich Entwürfe von fast visionärer Erscheinung.
Hervorragend sind die acht Seligkeiten der Berg-predigt durch
hohe plastische Formenschönheit. Neben diesen Leistungen grossen
Stils hat Oornelius einzelne Ölbilder geschaffen: im Museum zu
Leipzig eine Grablegung Christi (Nr. 629); in der Galerie zu
Dresden ein männliches Bildnis (Nr. 2294); in der Nationalgalerie
in Berlin "Hagen versenkt den Nibelungenhort" (Nr. 56).
Julias Schnow von Carolsfeld aus Leipzig, geboren 1794,
gestorben zu Dresden 1872, hielt in Rom zu der Gesellschaft von
San Isidoro, blieb aber Protestant und liess seinen Eifer, die Natur
zu studieren, nicht einschränken. Er ist am stärksten in der welt-
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