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Klassik
in
Romantik
der
Hälfte
Jahrh.
des
von welchen wohl das Leben der heiligen Euphrosine die
frischeste ist.
Peter von Cornelius, geboren 1783 zu Düsseldorf; gestorben
1867 zu Berlin, der sich 1811 der Schar der Nazarener in Rom
angeschlossen hatte, wuchs hoch über die ganze Richtung hinaus
und wurde der Wiederbegründer des monumentalen Stils in der
deutschen Malerei. Schon vor seiner Romfahrt hatte er eine
heilige Familie (in der städtischen Sammlung in Frankfurt a. M.)
geschaffen und dann sechs Blätter zu Goethes Faust, welche den
Anschluss an Dürer zeigten. In Rom arbeitete er an dem Faust-
cyklus fort und begann einen zweiten Cyklus zu den Nibelungen.
Auch da. hielt er noch an Dürerscher Art fest, aber später lernte
er Raffael und die Antike schätzen. Von den Fresken in der
Casa Bartholdy gehören ihm: Joseph legt Pharaos Träume aus
und Joseph giebt sich seinen Brüdern zu erkennen (Nr. 585 und
587 der Berliner Nationalgalerie); es sind die freiesten Schöpfungen
des Cyklus, und Pharao ist die gewaltigste Gestalt unter den dar-
gestellten. Für die Villa Massimi in Rom vollendete Cornelius
nur einen Karton (jetzt im Museum zu Leipzig Nr. 51) Dante
mit Beatrice vor Petrus, Jakobus und Johannes, Adam und
Stephanus mit Moses und Paulus. Hier zeigt sich der volle Ein-
iiuss Raifaels, ebenso wie in dem damals entstandenen Ölbilde
„Ruhe auf der Flucht" in der Galerie Schack in München (Nr. 30).
Cornelius kehrte 1818 nach Deutschland zurück, um die Leitung
der Düsseldorfer Akademie zu übernehmen und um in München,
dem Rufe des Kronprinzen Ludwig folgend, eine umfassende
Thätigkeit in der Monumentalmalerei zu beginnen. Zunächst
sollten zwei Säle und ein kleines Vestibül der Glyptothek in
München mit Fresken ausgestattet werden. Jeder Saal erhielt
einen gedanklich geschlossenen Inhalt. Im Göttersaal nimmt den
Mittelpunkt der Decke Eros ein, der das Chaos löst und die vier
Elemente beherrscht. In den anstossenden Feldern sind die Jahres-
zeiten durch Gottheiten personifiziert. Auf den drei grossen Wand-
flachen sind dann die Reiche des Zeus, des Poseidon und der Hades
dargestellt. Im Heroensaal wird der Cyklus mit der Vermählung
des Peleus mit der Thetis eröffnet, dann folgen die vier Haupt-
episoden aus der Vorgeschichte des Trojanischen Krieges; an sie
schliesst sich ein zweiter Ring von Darstellungen an, zum Teil
schon aus der Geschichte des Krieges Selbst. Die grossen Wand-
bilder schildern Agamemnons Streit mit Achill, den Kampf um
die Leiche des Patroklos und den Untergang Trojas. Im kleinen
Vestibül beünden sich drei Bilder aus der Prometheussage. Im
Jahre 1830 waren die Fresken der Glyptothek vollendet, doch
hatte Oornelius schon seit 1825 die Direktion der Akademie in