Vva gntl",
Kretschmar,
Overbeck.
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ähnelt einer Szene aus der Odyssee. Das Museum in Stuttgart
hat von ihm ein Gemälde: „Virgil führt den Dante in die Unter-
welt" (Nr. 625). In Berlin war etwa gleichzeitig mit den Vorigen
Joh. Karl Heinr. Kretsclzmar (17 69-1847) als Lehrer der Geschichts-
malerei an der Akademie thätig. Er war ein Schüler von Weitsch
und wurde der Lehrer Wachs. Zwei Bilder in der Nationalgalerie
in Berlin: das Jugendbildnis Wachs und "Christus und die Sama-
riterin" (Nr. 183 und 184) zeigen ihn als Koloristen nicht von einer
vorteilhaften Seite. Joh. Martm Wagne1'(l773-1858) hatte sich in der
Schule Fügers in Wien zum Historienmaler ausgebildet, wandte sich
aber mehr der französiseh-naturalistischen Seite zu und ging später zur
Plastik über. In der Galerie zu Darmstadt befindet sich von ihm
die Skizze (Nr. 114) zu dem in der Galerie zu Schleissheim befind-
lichen grossen Bilde "der Rat der griechischen Fürsten vor Troja."
Die romantische Richtung, welche der Antike das Mittelalter,
dem Olymp den christlichen Himmel, den Heroen die nationalen
Helden entgegenstellte, fand zunächst in Rom ihren Mittelpunkt und
sah in den Schöpfungen der vorraffaelischen italienischen Kunst
ihre Vorbilder; der Anschluss an die deutsche Malerei der
Dürerschen Zeit geschah erst später. Die Begründer der Richtung
suchten gemeinsam in einem aufgehobenen Kloster, San lsidoro,
auf dem Pincio in Rom, ein Asyl. An der Spitze steht Friedrich
Overbeck aus Lübeck, geboren 1789, gestorben zu Rom 1869, der
von 1806-1810 an der Akademie in Wien studiert hatte, dann
aber relegiert war und mit einigen Genossen die Romfahrt antrat.
Overbecks Stoiikreis ist durch die Bibel und die Heiligenlegende
umgrenzt, seine Formensprache entlehnt er den vorraifelitischen
italienischen Meistern. In der Komposition hält er auf freie Ab-
wägung der Massen; eingehendes Nsturstudiuin giebt sich in seinen
Figuren nicht kund. Die Farbe ist bei ihm blass und hat nicht
die Tiefe der Ölbilder. Zu seinen besten Bildern gehören der
Einzug Christi in Jerusalem und die Klage um den Leichnam
Christi, beide in der Marienkirche zu Lübeck, dann ein Christus
auf dem Ölberg im Krankenhaus zu Hamburg. Von ihm enthält
die neue Pinakothek in München: Maria und Elisabeth mit dem
J esusknaben und dem kleinen Johannes, Italia und Germania, „Aus
dem Cyklus zu den sieben Sakramenten", das Bildnis der Vittoria
Caldoni aus Albano (Nr. 115-118); im Städelschen Institut zu
Frankfurt a. M.: der Triumph der Religion in den Künsten, oben
die Hauptvertreter des alten und neuen Bundes, unten die Künstler
aller Zeiten und Schulen, in ihrer Mitte Kaiser und Papst als die
Vertreter der weltlichen und geistlichen Gewalt (Nr. 413); in der
Kunsthalle zu Karlsruhe die Erweckung des Lazarus (Nr. 509);
in der Galerie zu Basel der Tod des heiligen Joseph (Nr. 277);