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Klassik
Romantik in
der
des
Hälfte
Jahrh.
bezeichnen einen Aufschwung der deutschen Malerei zu eigenem
von den Fesseln des Eklektizismus befreitem Können und lassen
allgemein eine Höhe desselben erreichen, welche sonst nur
wenigen ausgezeichneten Meistern der früheren Periode zugänglich
war. Immerhin stehen die frühesten Klassizisten der vorliegenden
Periode noch in einem mittelbaren Zusammenhangs mit Winckel-
mann und Carstens, aber es zeigen sich unter ihnen in der
Folge starke Talente, die nur noch entfernt an die frühere Ab-
hängigkeit erinnern. Die führende Rolle fällt indess seit den
zwanziger Jahren unseres Jahrhunderts den Romantikern zu, die
für sich die religiös-christlichen, zugleich aber auch die vater-
ländischen Ideen in Anspruch nehmen. An ihrer Spitze steht der
grosse Peter von Uor-nelizts, der vor allen als der wahre Begründer
der neueren deutschen Malerei gelten muss, besonders auch wegen
der von ihm unter dem Schutze König Ludwigs I. von Bayern
neu ins Leben gerufenen Monumentalmalerei hohen Stils, dann wegen
seines Zurückgehens auf die grossen Meister der ersten national-
deutschen Renaissance, namentlich auf Albrecht Dürer. -Eine ge-
wisse Verachtung feinerer malerischer Technik war übrigens zu-
nächst beiden Richtungen eigen, und es war auch das Gewahr-
werden dieses Mangels, gegenüber den Leistungen der Belgier und
Franzosen, welche zu der gegen die Mitte des 19. Jahrhunderts
stattfindenden Umwälzung in der deutschen Malerei und zugleich
zu einer Ausgleichung der Gegensätze zwischen Klassikern und
Romantikern den hauptsächlichsten Anstoss gab.
Eine wesentliche Charakteristik des vorliegenden Zeitabschnitte
ist anderseits durch den Umstand gegeben, dass nun die Aka-
demien das ganze Kunstleben beherrschen; selbst in Rom, das jetzt
mehr als je zum Ziel der deutschen Künstler wird, schliessen sich
die Landesgenossen zu einer freien, aber immerhin akademischen
Vereinigung zusammen, die aber keineswegs den Zusammenhang
mit der zeitgenössischen italienischen Kunst sucht, sondern in Rom
nur den neutralen Boden für ihre eigenen nationalen Bestrebungen
findet, gewissermassen als Ersatz für das im politischen Sinne noch
immer mangelnde Vaterland. In Deutschland selbst bilden die
Akademien von München, Düsseldorf, Berlin und Wien, zu denen etwas
später die von Dresden tritt, die Ausgangspunkte der künstlerischen
Bestrebungen, und bezeichnen die in Betracht kommenden Schulen.
Peter v. Langer (1756-1824), seit 1806 Direktor der Münchener
Akademie, und sein Sohn Robert v. Langer (1783-1846), seit 1806
Professor an der Münchener Akademie, gehören noch zu den anti-
kisierenden Eklektikern, ihre llialwerke sind unbedeutend, besser
war ihre Lehrthätigkeit. Robert Langers Bild für die Studien-
kirche in München: "Christus lässt die Kleinen zu sich kommen",