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Epoche.
Spätromanische
dann die kolossalen Heiligengestalten an den Pfeilern der Vierung
und die Kaisergestalten an den Pfeilern des Langhauses. Die
Gemälde des Chorquadrates dürften noch am Anfange des 13. Jahr-
hunderts entstanden sein, die Johannislegende etwas später. Wohl
um die Mitte des 13. Jahrhunderts sind die Geschichten des heiligen
Basilius und des heiligen Thomas Becket anzusetzen, schon wegen
der fortgeschrittenen gotischen Architektur. Die Gemälde be-
stehen aus Umrissen, die leicht mit Farbe gefüllt waren; den
Hintergrund bildete meist ein blauer Farbenton. In der Kirche
zu Burgsdorf (Mansfelder Seekreis) bedeckten wohl ehemals
Wandmalereien sämtliche Wände; sie stammten etwa aus dem
Anfang des 13. Jahrhunderts. Erhalten sind dieselben an der
Ostwand des Altarraumes. In der oberen Reihe rechts sind vier
Heiligenfiguren unter Baldachinen mit Kleeblattbogen dargestellt;
eine weibliche Figur, vermutlich die heilige Magdalena, dann die
heilige Margarete und die gekrönte heilige Jungfrau mit dem Kinde,
zuletzt die heilige Katharina. Links erscheint Christus auf einem
Thronsessel, zu beiden Seiten knieen die Apostel Petrus und Paulus,
über den Hauptern der Apostel zeigen sich fliegende Engel. Von
der unteren Reihe ist nur links die Kreuzigung erhalten. Christus
erscheint barhaupt in einen langen roten Rock gekleidet und ist
an den Kreuzarmen mit Tauen befestigt, der Leib ist durch einen
hellfarbigen Riemen an das Kreuz festgeschnürt, das Ende dieses
Riemens wird von einer zur Rechten stehenden Figur straff ge-
zogen; zur Linken hebt eine Gestalt die Hände empor. Die
Malerei ist handwerksmässig ausgeführt, aber nicht ohne eine ge-
wisse Würde. An der Südwand ist die Geisselung Christi in
ebenso unzulänglicher Weise dargestellt.
Thüringen. Kaum vor der Mitte des 13. Jahrhunderts entstanden
die schwach erhaltenen Malereien an den Pfeilern der in Ruinen
liegenden Klosterkirche in Memleben. An der Nordseite befindet
sich eine Reihe männlicher, an der Südseite weiblicher gekrönter Ge-
stalten. Ritterliche Haltung ist den Männern eigen, schlanke, zarte
Verhältnisse zeichnen die Frauen aus; das Gesicht ist oval, die Ge-
wandung von weichem Fluss, das Ganze erinnert stark an die im
Stile fortgeschrittene Buchmalerei.
Königreich Sachsen. Die Klosterkirche zu Klösterlein (Amt
Schwarzenberg) zeigt am östlichen Giebel Zeichnungen, in den
nassen Putz eingeritzt. Die Fleischteile der Figuren waren ziegel-
rot gefarbt, vielleicht waren die Umrisse schwarz ausgefüllt. Der
Verfertiger nennt sich. Martinas. Die Gruppe stellt im Mittel die
heilige Jungfrau mit dem Kinde vor, übertrieben lang, seitlich
rechts ein Märtyrer, links ein heiliger Bischof. Die Zeichnungen sind
vermutlich im zweiten Viertel des 13. Jahrhunderts entstanden.