Volltext: Malerei (Bd. 3)

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der Neuklassik. 
Zeit 
WViederaufsuchen der Freskotechnik ersparen können, denn noch 
fast zu gleicher Zeit malte Joseph Schopf in Tirol seine Fresken 
mit vollendeter Technik. 
Die naturalistische Richtung vertritt mit Auszeichnung Daniel 
Chodowiecki in Berlin (1726-1801), in Danzig geboren und aus 
sich selbst herangebildet. Seine Handzeichnungen und Stiche 
wurden zu einem Spiegel des deutschen Kleinlebens jener Zeit. 
Ölbilder hat Chodowiecki nur wenige geschaffen, sie sind koloristisch 
reizlos, aber sie geben ebenfalls treifliche Bilder aus dem klein- 
bürgerlichen Leben. Das Museum in Leipzig besitzt von ihm 
eine Gesellschaft im Tiergarten zu Berlin (Nr. 37), die Galerie in 
Berlin zwei Bildnisse (Nr. 491 A und 491 B). Die ausführlichste 
Schilderung seiner Zeit enthält seine in 108 Handzeichnungen be- 
schriebene Reise nach Danzig (1773) in der Berliner Akademie. 
Von seinen Stichen sind die am anziehendsten, welche unmittelbar 
dem Leben entlehnte Stoffe behandeln, oder die zahlreichen Illustra- 
tionen zu Dichtungen, nur wo er die eigene Zeit verlässt, wird 
er unzulänglich. Chodowiecki fand auf seinem Wege der scharfen 
nüchternen Beobachtung zunächst keinen Nachfolger. In der Land- 
schaftsmalerei vertrat allerdings Jakob Philipp Hackert, geboren 
zu Prenzlau 1737, gestorben in Florenz 1807, eine ähnliche nüchterne 
Richtung. Er gab von der Natur so viel, als sich auf der Netzhaut- 
seines Auges spiegelte, die künstlerische Phantasie blieb dabei 
ganz unthätig, auch für den Reiz einer bestimmten Licht- und 
Farbenstimmung hatte er keinen Sinn. Hackert ist mehrfach in 
deutschen Galerien vertreten: im Museum zu Kassel mit einer 
italienischen Landschaft (Nr. 708), mit einer solchen in der Gross- 
herzoglichen Sammlung in Oldenburg, und wieder mit zwei 
italienischen Landschaften in der Sammlung zu Lützschena bei 
Leipzig (Nr. 255 und 256), endlich besitzt die Galerie in Gotha 
von ihm zwei als "ideale" bezeichnete Landschaften (Nr. 632 u. 633). 
lm geraden Gegensatze zu den vorgenannten steht Jakob Asmus 
Carstens, dessen Klassizismus, die Form vernachlässigend, zum 
Geiste des Altertums vorschritt. Er wurde bei Schleswig 1754 
geboren, studierte seit 1776 im Antikensaal in Kopenhagen und 
machte eine erste verunglückte Reise nach Italien. Es folgten 
zwei Jahre in Lübeck, vier Jahre in Berlin und endlich eine mit 
Hilfe eines Stipendiums ausgeführte Romfahrt. Hier wirkte er noch 
sechs Jahre und starb 1798. Carstens beherrschte die malerische 
Technik nur mangelhaft; seine Stoffe gehörten meist der Antike an, 
wenn auch Ossian, Milton, Dante, Goethe bei ihm ein künstlerisches 
Echo fanden. WVerke der realistischen Richtung hat er nur in der 
Biesterzeichnimg „der Schlacht bei Rossbach", in der National- 
galerie in Berlin (Nr. 88), und in der Prozessionsstudie, einer
	        
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