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des
Zeit
und Rokokostils.
Baro ck-
nehmer darstellend; sie gehören zu den besten, Arbeiten des
Meisters.
Joh. Konrad Seekatz, geboren 1719 zu Grünstadt in der Pfalz,
arbeitete als Hofmaler zu Darmstadt, wo er auch 1768 starb. Am
häufigsten ahmte er die Niederländer nach, besonders in seinen
eigentlichen Sittenbildern, in seinen biblischen Darstellungen ist
manchmal der italienische Einfluss deutlich erkennbar. Er kam
in der Nachahmung über Ausserlichkeiten nicht hinaus. Von
biblischen Bildern, die meist als Beleuchtungsstücke behandelt sind,
befinden sich im Darmstädter Museum: der Ölberg (Nr. 49), dann
Christus vor dem Hohenpriester, Ecce homo, Kreuzigung (Nr. 50-52),
die sämtlich den Einfluss italienischer Vorbilder, aber keine Spur
von religiöser Empfindung zeigen. "Besser sind einige andere
biblische Motive, wie die Flucht nach Agypten (Nr. 48) und Joseph
und Potiphar im Museum zu Mainz (Nr. 228). Verhiiltnismässig
am besten sind seine eigentlichen Genrestücke, so das Dreikönigs-
spiel, die Kinder im Hühnerstall, die Bettelkinder am Brunnen,
der Geiger, das Bacchanal, sämtlich im Museum zu Darmstadt
(Nr. 56-60), dann die Beleuchtungsstücke: das Mädchen mit
brennender Kerze, der Knabe mit dem Hund im Städelschen
Institut in Frankfurt (Nr. 373 und 374). Ausserdem sind von
ihm im Museum zu Darmstadt: Sein Selbstbildnis (Nr. 47), eine
Allegorie zur Verherrlichung des Landgrafen Ludwig VIII. (Nr.
ein Bildnis Landgraf Ludwigs VIII. (Nr. 55), totes Geflügel und
Jagdgerate (Nr. 61) und eine Jahrmarktsszene (Nr. 62); in der
Kunstsammlung zu Basel die Rattenfiinger (Nr. 193) ; im Rudoltinum
zu Prag die Rast und das Lager der Vagabunden (Nr. 645 u. 646).
Joh. Christ. Fiedler, schon erwähnt, geboren 1697 zu Pirna, in Paris
nach Rigaud und Largilliere gebildet, starb 1765 in Darmstadt.
Ausser zahlreichen Bildnissen malte er auch Genreszenen. "Die
Galerie in Darmstadt enthält von ihm: Zweimal sein Selbst-
bildnis und das Brustbild seines Vaters (Nr. 21-23), die Geburt
Christi (Nr. 24), die vier Jahreszeiten durch Marktszenen charak-
terisiert (Nr. 25-28), eine Gesellschaft von Damen und Herren
(Nr. 29) und zwei Obststücke (Nr. 30 und 31). Die evangelische
Dreifaltigkeitskirche in Worms hat Gemälde an dem hölzernen
Kreuzgewölbe in einer Anzahl Abteilungen: die grösseren Dreiecke
im Schiff enthalten die Geschichte Christi von der Geburt bis
zum Weltgericht; in den kleineren Dreiecken sind Figuren aus
dem Alten Testamente dargestellt. Auf der Westseite ist noch
ein grosses Wandgemälde: Luther auf dem Reichstags zu Worms
von Joh. Martin Seekatz, dem Bruder des Johann Konrad, um
1733 gemalt. Vermutlich hat Johann Martin auch die Deckenbilder
gemalt,- die allerdings besser sind als das steife und schablonen-