Buchmalerei.
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im Norden ist das in Böhmen entstandene Wyschehrader Evan-
geliar in der Universitätsbibliothek zu Prag. In der Darstellung
des Abendmahls hält Christus den als Kind gebildeten Johannes
R11 seiner Brust. Das Laub- und Rankenwerk zeigt neben knospen-
artigen Ansätzen so freibehandelte Blatt- und Blumenformen, dass
damit das vorgeschrittene 11. Jahrhundert als Entstehungszeit be-
zeichnet wird. Ein Evangeliar im Domschatz zu Krakau, das für
Heinrich IV. angefertigt wurde, ist wahrscheinlich in Regensburg
entstanden. Die älteren Typen sind hier plump wiederholt. In
der Stadtbibliothek zu Nürnberg befindet sich ein Evangeliar mit
den Zeichen der Evangelisten und prachtvollen Initialen von Gold,
die mit Rot und Grün ausgefüllt sind. Ein von Elliwger aus-
gestattetes Evangeliar in der Königl. Bibliothek zu München
(C- p. 23) hat wieder einem anderen ebendort befindlichen Evan-
geliar (c. p. 123a), das schon auf den Beginn des 12. Jahrhunderts
hinweist, als Muster gedient. Ähnlich ist das ebendort aufbewahrte
Evangeliar aus Freising (c. p. 29) vom Ende des 11. Jahrhunderts,
und ein anderes aus Weihenstephan (c. p. 33), das aber ebenso
Wie eines aus Raitenbach (c. p. 75) schon in den Anfang des
I2. Jahrhunderts fallt. Nur in der Initialornamentik stockt auch
Jetzt die Entwickelung nicht; sie äussert sich in der Vorliebe für
Wirkliche und phantastische Tierformen. So in einem Evangeliar
der Münchener Bibliothek (16002) aus Passau. Ein Evangeliar
ebendort (Cim. 2), wahrscheinlich von Uclalrich (f 1159) im Kloster
Miehelsberg bei Bamberg im Anfang des 12. Jahrhunderts ge-
schrieben, zeigt schwere schwarze Umrisse und grünlich-bräunliche
Fleischtöne. Ein Sacramentarium in der Stadtbibliothek zu Bam-
berg (Ed. III, 11), vom Freisinger Bischof Ellenhard (1052-78)
geschrieben, zeigt in den Initialen eine vielfache Verwendung von
Tierformen. Ein anderes Evangeliar ebendort (A. II, 18) verrät
m11" durch die Technik seinen späten Ursprung, die Typen sind
ganz altertümlich. Ein Gebetbuch in der Stiftsbibliothek zu
St. Gallen (Nr. 398), aus dem 11. Jahrhundert, zeigt auf Seite 4
eine streng und würdig ausgeführte Malerei, in Technik und Auf-
faßßllng antikisierend. In der Stiftsbibliothek zu Götweih bei
Mautern (Erzherzogtum Österreich) befindet sich die Handschrift:
n-Tohannes Chrystomi Physiologus de natura bestiarum" mit farbigen
l-lmrisszeichnungen, Tiere im Stil des 12. Jahrhunderts. In der
Bibliothek der Spitalkirche St. Bernhard zu I-Ieiligenkreuz bei
Wien wird eine Handschrift, ein liber avium, aus dem 12. Jiahrhundert
aufbewahrt, welches schöne Tierbilder enthält, wichtig für die mittel-
alterliche Symbolik. Die Bibliothek des Klosters Seitenstetten
bel Steyr enthält ein Missale romanum (COd. 127), aus dem
12- Jahrhundert. mit nur teilweise kolorierten Federzeichnungen,
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