Netscher,
Sandrart.
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Mädchen in Atlas gekleidet mit einem Brief und dem Medaillen-
bildnis eines Mannes in den Händen, von 1667 (Nr. 264), ein
Maskenscherz im Inneren einer Apotheke von 1668 mit einer An-
lehnung an eine Kostümfigur Holbeins (Nr. 265) von 1668, das
Bildnis einer alten Dame von 1670 (Nr. 266), das Bildnis einer
blondgelockten Dame mittleren Alters mit einem Papagei auf der
Hand (Nr. 267), und die Violoncellspielerin in einem Zimmer
sitzend ( Nr. 268), letzteres nur eine gute alte Kopie nach dem Original
im Louvre; in der Galerie zu Schwerin der „Brief mit dem
schwarzen Siegel", den eine Magd einer reich gekleideten Dame
überreicht, von 1665 (Nr. 732), die "Unterhaltung über einen
Brief" zwischen zwei Damen und einem älteren Herrn (Nr. 733),
und eine junge Dame, einen Papagei fütternd (Nr. 734), letzteres
eine Kopie; in der Galerie zu Braunschweig ein vortreffliches
Bild „ Schäfer und Schäferin" von 1683 (Nr. 318); in der Sammlung
zu Lützschena bei Leipzig ein ausgezeichnetes Kinder-Gruppen-
bild, zwei Mädchen und ein Knabe, eine kleine Statue bekränzend,
von 1676 (Nr. 235); und endlich im Museum zu Berlin „die
Küche", eine alte Köchin, welche Geflügel rupft (Nr. 848), Ver-
tumnius und Pomona, jener in Gestalt einer alten Frau, von 1681
(Nr. 850), und das Bildnis des jungen Markgrafen Ludwig von
Brandenburg in voller Rüstung (Nr. 1024).
Die religiöse und weltliche Geschichtsmalerei blieb die eigentliche
Domäne der manierierten Virtuosen; eher drängte sich im Tierbild und
im Stillleben, im Anschluss an die Niederländer, ein Stück selbst-
ständiger Naturbeobachtung ein. Am betriebsamsten auf dem
Felde der Geschichtsmalerei blieb der katholische Süden; an starken
Talenten war im 17. Jahrhundert Frankfurt a. M. am reichsten.
An der Spitze steht hier Joachim Sandrart, dessen Vater aus
dem Hennegau eingewandert war. Sandrart, geboren 1606 , ge-
storben 1688 in Nürnberg, hat das echte Virtuosenleben geführt.
Er lernte bei Sadeler in Prag die Kupferstechkunst, kam dann
nach Utrecht zu Gerart van Honthorst, nochmals durchwanderte er
England und hielt sich sieben Jahre in Italien auf, wo er in ver-
trauten Verkehr mit Claude Lorrain trat. 1m Jahre 1635 kehrte
er nach Frankfurt zurück, verliess es aber bald wieder wegen der
herrschenden Not, er ging zunächst nach Amsterdam, 1642 auf
sein Gut Stocken bei Ingolstadt, dann nach Augsburg und 1674
"nach Nürnberg. Sandrart hat sich auch als Kunstschriftsteller
durch seine "Deutsche Akademie der edlen Bau-, Bild- und Malerei-
künste" (Nürnberg 1675-79) bekannt gemacht. Als Maler wird
seine Richtung zwar durch die Länder seines Aufenthalts bedingt,
aber dazu bringt er stets eigene derbe Kraft und lebhaften Farben-
sinn mit. Am schlechtesten steht ihm- die italienische Mode, das