Licinio,
Boxberger,
Stimme: u. a.
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(Schwaben) geschaifen, etwa um 1559; dieselben sind noch er-
halten. Ein zweiter Meister, der gleichfalls sein Bestes in der
Freskomalerei geleistet hat, ist Tobias Stimmer aus Schaffhausen; er
war seit 1570 in Strassburg ansässig und starb daselbst 1572, erst
43 Jahre alt. Eine seiner Fassadenmalereien ist noch erhalten, die
am Hause „Zum Ritter" in Schaffhausen (Schweiz). Das im
wesentlichen noch gotische Haus hat nur im Erdgeschoss durch
vertretende Pfeiler eine plastische Gliederung erhalten. Die
Malereien enthalten die Allegorien von Tugenden, darüber, wie es
scheint, ein Ereignis aus dem Leben des Auftraggebers: zwei
Reiter und drei Fussgänger, welche von Musikanten und Palmen-
tragern bewillkommt werden. Es folgen die Rundbilder des
Cicero und Demosthenes, Daphnes Verwandlung, Oirces Zaube-
reien u. s. w. Der Giebel zeigt die Hauptdarstellung, den Todes-
sprung des Curtius und dann, scheinbar auf offener Galerie, den
Auftraggeber und den Maler, endlich ganz oben die Fortitudo und
Prudentia. Das perspektivische Kunststück, der in voller Vorder-
ansicht genommene, aus der gemalten Nische hervcrsprengende
Curtius, ist mehrmals restauriert. Stimmer hat zahlreiche Zeich-
nungen für den Holzschnitt geliefert, stets in italienischer Formen-
sprache; nur im Bildnis blieb er ganz auf deutschem Boden. Die
1564 gemalten Bildnisse des Jakob Schwitzer und seiner Ehefrau
Barbara in der Kunstsammlung in Basel (Nr. 58 und 59) sind von
derber Auffassung, aber von köstlicher Natürlichkeit. Die Fassade
des Rathauses in Mülhausen (Oberelsass) wurde 1552 durch
Christian Vackersterfer aus Kolmar bemalt. Das Erdgeschoss
erhielt eine Rustikaquadernng, das Mittelgeschoss wurde durch eine
aufgemalte Säulenstellung und Balustrade in eine Halle umgeschaffen,
und an jede Ecke kam eine weibliche Figur. Das obere Stock-
werk erhielt eine Pilasterteilung und Nischen mit den stehenden
Figuren der Tugenden. Es war vielfach Vergoldung angebracht.
In der Kirche zu Kaysersberg (Kreis Rappoltsweiler) sind die
Reste des alten Hochaltars an der Ostwand des Chors aufgestellt.
Auf den Aussenseiten der vier Flügel ist die Auffindung des
heiligen Kreuzes durch Helene, dazu rechts und links die Ver-
kündigung dargestellt. Die Bilder, etwa aus dem Anfang des
17. Jahrhunderts, sind koloristisch vortreülich und lassen auf
venezianischen Einfluss schliessen. Von Wandel Dietterlin aus
Strassburg (1550-1599), dem Architekten und Maler, enthält die
Kaiserl. Galerie in Wien ein Architekturbild mit der Berufung
des heiligen Matthäus zum Apostelamte (Nr. 1522). In der grösseren
der beiden dargestellten Renaissancehallen sitzt Christus mit den
Aposteln an der gedeckten Tafel; in dem kleineren Raume sitzen
drei Männer mit Büchern beschäftigt. Am Meeresufer schreitet