Volltext: Malerei (Bd. 3)

Licinio, 
Boxberger, 
Stimme: u. a. 
221 
(Schwaben) geschaifen, etwa um 1559; dieselben sind noch er- 
halten.  Ein zweiter Meister, der gleichfalls sein Bestes in der 
Freskomalerei geleistet hat, ist Tobias Stimmer aus Schaffhausen; er 
war seit 1570 in Strassburg ansässig und starb daselbst 1572, erst 
43 Jahre alt. Eine seiner Fassadenmalereien ist noch erhalten, die 
am Hause „Zum Ritter" in Schaffhausen (Schweiz). Das im 
wesentlichen noch gotische Haus hat nur im Erdgeschoss durch 
vertretende Pfeiler eine plastische Gliederung erhalten. Die 
Malereien enthalten die Allegorien von Tugenden, darüber, wie es 
scheint, ein Ereignis aus dem Leben des Auftraggebers: zwei 
Reiter und drei Fussgänger, welche von Musikanten und Palmen- 
tragern bewillkommt werden. Es folgen die Rundbilder des 
Cicero und Demosthenes, Daphnes Verwandlung, Oirces Zaube- 
reien u. s. w. Der Giebel zeigt die Hauptdarstellung, den Todes- 
sprung des Curtius und dann, scheinbar auf offener Galerie, den 
Auftraggeber und den Maler, endlich ganz oben die Fortitudo und 
Prudentia. Das perspektivische Kunststück, der in voller Vorder- 
ansicht genommene, aus der gemalten Nische hervcrsprengende 
Curtius, ist mehrmals restauriert. Stimmer hat zahlreiche Zeich- 
nungen für den Holzschnitt geliefert, stets in italienischer Formen- 
sprache; nur im Bildnis blieb er ganz auf deutschem Boden. Die 
1564 gemalten Bildnisse des Jakob Schwitzer und seiner Ehefrau 
Barbara in der Kunstsammlung in Basel (Nr. 58 und 59) sind von 
derber Auffassung, aber von köstlicher Natürlichkeit.  Die Fassade 
des Rathauses in Mülhausen (Oberelsass) wurde 1552 durch 
Christian Vackersterfer aus Kolmar bemalt. Das Erdgeschoss 
erhielt eine Rustikaquadernng, das Mittelgeschoss wurde durch eine 
aufgemalte Säulenstellung und Balustrade in eine Halle umgeschaffen, 
und an jede Ecke kam eine weibliche Figur. Das obere Stock- 
werk erhielt eine Pilasterteilung und Nischen mit den stehenden 
Figuren der Tugenden. Es war vielfach Vergoldung angebracht. 
In der Kirche zu Kaysersberg (Kreis Rappoltsweiler) sind die 
Reste des alten Hochaltars an der Ostwand des Chors aufgestellt. 
Auf den Aussenseiten der vier Flügel ist die Auffindung des 
heiligen Kreuzes durch Helene, dazu rechts und links die Ver- 
kündigung dargestellt. Die Bilder, etwa aus dem Anfang des 
17. Jahrhunderts, sind koloristisch vortreülich und lassen auf 
venezianischen Einfluss schliessen. Von Wandel Dietterlin aus 
Strassburg (1550-1599), dem Architekten und Maler, enthält die 
Kaiserl. Galerie in Wien ein Architekturbild mit der Berufung 
des heiligen Matthäus zum Apostelamte (Nr. 1522). In der grösseren 
der beiden dargestellten Renaissancehallen sitzt Christus mit den 
Aposteln an der gedeckten Tafel; in dem kleineren Raume sitzen 
drei Männer mit Büchern beschäftigt. Am Meeresufer schreitet
	        
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