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Zeit
der Deutschrenaissance.
Nachahmern der Italiener lassen sich zwei Richtungen unterscheiden:
die eine holte ihre Vorbilder aus der Schule Michelangelos, die
andere schloss sich enger an die Venezianer und bald auch an den
blendenden Eklektizismus der Schule von Bologna an. Die letztere
Art brachte noch die geniessbarsten Werke hervor; und sie hat
das besondere Verdienst, in Nachahmung der Schöpfungen des
Giulio Romano in Mantua und der des Paolo Veronese in Venedig
und seiner Umgebung die Freskotechnik auf deutschem Boden
heimisch gemacht und mit Erfolg zur Dekoration der Bauwerke
verwendet zu haben. Es ist auch vorzugsweise diese Seite
der Deutsch-Renaissancemalerei, das nun wieder stärker hervor-
tretende Betonen der Monumentalkunst, welche wohl mit den
sonstigen Mängeln der neuen Richtung, namentlich mit ihrem
geringen geistigen Inhalt versöhnen kann. Auch in dieser
Epoche ist der Süden Deutschlands dem Norden an Zahl der
künstlerischen Kräfte und der Leistungen überlegen. Eine Stil-
entwickelung nach landschaftlichen Schulen findet nun nicht mehr
statt, vielmehr gefallen sich die von den früheren zunftmässigen
und handwerklichen Fesseln befreiten Künstler in einem an keinen
Ort gebundenen frei schweifenden Virtuosentum. Obgleich noch
ein Zusammenhang der Kunst mit dem Bürgertum vorhanden ist,
so treten doch jetzt die Hofmaler mehr als früher in den Vorder-
grund, und ihre Werke sind dann auch mindestens ebenso häufig
in den Schlössern wie in den Kirchen zu suchen.
Hans Boxberger aus Salzburg ist einer der ersten, welche die
italienische Freskomalerei nach Deutschland übertragen; auch seine
Gestaltenwelt steht auf italienischem Boden. Die Fassadenmalereien
Boxbergers in Augsburg, Salzburg, München, Regensburg, Ingol-
stadt und Passau, bei denen er ein besonderes Gefallen an Feld-
schlachten zu Pferd und zu Fuss zeigte, sind zerstört; dagegen
blieben seine Wandmalereien in der Residenz in Landshut (Nieder-
bayern), die er zwischen 1542 und 1553 ausführte, erhalten. Dort
sind wahrscheinlich die Geschichten Isaaks, Jakobs und Josephs im
unteren Gang, dann die Dekoration in einem der oberen Säle sein
Werk. Glückliche Anordnung, sichere Zeichnung, blühende Färbung
verbinden sich zu treiflicher dekorativer Wirkung; die zu vielfache
Flächenteilnng ist ein Fehler, in den später auch die Caracci öfter
verfallen sind. Boxberger war auch für den Holzschnitt thätig.
Ein Melchior Boacberger, wahrscheinlich der Sohn des Hans, hält
sich von 1573 an in Regensburg auf und stirbt daselbst 1589. Er
hat den Goliath am Hause „Zum Goliath" in Regensburg (Ober-
pfalz) geschaffen, der noch, wenn auch ganz übermalt, erhalten ist.
Ein grossartiges Denkmal dekorativer Malerei hat der Maler Licinio
in den beiden Badestuben des Fuggerpalastes in Augsburg