Buchmalerei.
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milians Gebetbueh. Von Albrecht Glockendon, dem Bruder des
Niklas, rührt der Kalender in der Bibliothek zu Berlin von 1526
her (Cod. germ. oct. 9), mit den Monatsbeschäftigungen in pracht-
voller Renaissanceeinfassung. Die Universitätsbibliothek im Gle-
mentinum zu Prag bewahrt eine Handschrift von 1516, das Leben
des heiligen Hieronymus Erem. mit Miniaturen in der Art der
fränkischen Schule. Die Blatter- und Blumengewinde sind besonders
reich und schön. Eine Handschrift des St. Blasianer Kirchen-
schatzes, jetzt in St. Paul in Kärnten (Üod. membr. 75. Geta-
logus et Calendarum sanctorum etc.) enthält 90 bemalte Pergament-
blätter, jedes mit zwei Heiligen, und bildet die Grundlage des die
Habsburger Heiligen darstellenden Holzschnittwerkes, an dem sich
Burgkmair, Schäufclein und Springiinklee beteiligten. Von den
bei Lebzeiten Kaiser Maximilians um 1577 gedruckten wenigen
Exemplaren besitzt eines die Blasianer Bibliothek in St. Paul.
In der Schatzkammer des Doms zu Agram befindet sich ein
Missale mit 33 grossen Miniaturen, zwischen 1518 und 1543 wahr-
scheinlich von Julias Clovio aus Grizani in seiner früheren Zeit
gemalt und reich mit Gold verziert.
Epoche
der
Deutsch-
Renaissance.
(VOn
1550
bis
Mit der Entwickelung der deutschen Malerei auf nationaler
Grundlage war es vorläufig vorbei; seit der Mitte des 16. Jahr-
hunderts trat an die Stelle des Eigenen die unbedingte Nach-
ahmung der Italiener. Wohl wirkten die technischen Überlieferungen
der vergangenen Blütezeit noch mächtig nach, aber man empfand
zugleich die Notwendigkeit, einem Mangel abzuhelfen: es hatte
den Deutschen oft an Schönheitssinn gefehlt, und in dieser Richtung
musste man die Überlegenheit der Italiener des 16. Jahrhunderts
anerkennen. Allerdings hätten nun die deutschen Meister dieser
Zeit das fremde Element in ihrer Art bemeistern müssen, statt in
eine 'mehr oder weniger äusserliche Nachahmung des Fremden zu
verfallen, aber die deutsche Kraft war gebrochen. Die Wahl des
Spaniern Karl V. zum deutschen Kaiser", dann die Auflösung der
nationalen Einheit durch den Kirchenstreit, hatten eine lang
dauernde Erschlaffung der künstlerischen Kraft zur Folge. Das
nun-vorherrschende äusserliche Streben nach dem Schönheitsideal der
Antike, wie es die italienische Renaissance mit Glück verfolgte,
hat den grössten und eigensten Vorzug der deutschen Kunst, ihre
Sinnigkeit und Gemütstiefe vernichtet. Unter den nordischen