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Blütezeit.
dewn ßmgeren gehört vermutlich die Ausstattung des Turnier-
buches in der Bibliothek zu Sigmaringen (Handschrift Nr. 63)
an, mindestens die dritte Abteilung des Buches mit der Dar-
stellung der Waffenspiele, welche bei der Vermählung des Grafen
Mundtfort mit der Katharina Fuggerin 1553 in Augsburg ab-
gehalten wurden, während an den beiden ersten Teilen noch der
alte Burgkmair mitgearbeitet hat. Eine Pergamenthandschrift
des 16. Jahrhunderts in der Fürstlichen Hofbibliothek in Donau-
eschingen (Nr. 355), ein deutsches Gebetbuch für den Kur-
fürsten Johann von Sachsen von 1533, zeigt auf dem Einbande
den Stempel Lucas Oranachs mit dem Datum O. F. 1563. Die
Handschrift enthält neun ausgezeichnete Miniaturen von Cranach
oder aus seiner Schule, Passionsszenen, den Kurfürsten, die
Hofgesellschaft und die Gemeinde darstellend. In der Schatz-
kammer des Münsters in Konstanz sind von einem durch
Bischof Hugo von Hohenlandenberg (1496-1532) gestifteten
handschriftlichen Missale in vier Bänden noch die letzten drei
Bände vorhanden. Der zweite, älteste Band enthält noch gotische
Miniaturen: die Kreuzigung, den Schmerzensmann u. a., der dritte
Teil giebt die Kreuzigung mit den vier Evangelisten in den Ecken
in einer Renaissancearchitektur, und ist 1510 entstanden. Die
Stadtbibliothek in Frankfurt a. M. enthält eine Bibelhandschrift
mit 130 Miniaturen und zahlreichen Initialen, die 1514 von dem
Dominikanerkloster in Frankfurt an Jakob Heller geschenkt wurde.
Ein Messbuch von 1510, niederrheinischen Ursprungs, in der Uni-
versitätsbibliothek zu Jena, zeigt Randumrahmungen mit goti-
sierenden Ranken, Vögeln und Blumen in reizender Naturfrisehe.
Auf jedem der umrahmten Blätter erscheinen zwei Darstellungen,
oben gewöhnlich ein Figurenbild, unten in einem Viereck Initialen
mit naturalistischem Beiwerk: hiaria, gekrönt, in Meiner Muschel-
nische sitzend, das stehende nackte Christuskind auf dem Schosse,
zwischen musizierenden Engeln; Friedrich der Weise betend, hinter
ihm eine Engelsgestalt u. a. Ebenda befinden sich die neutesta-
mentlichen Perikopen in zwei Bänden: Band I. enthält auf einem
Blatt die meisterlich gemalte Kreuzigung, umgeben von Rand-
zeichnungen, wohl von Dürer; der Band II. enthält die Dürersche
Beweinung Christi, umgeben von Rankenwerk. Auch im Text
beider Bände finden sich Initialen und Randbilder. Ein Neues
Testament von 1524 in der Bibliothek zu Wolfenbüttel ist von
Niklas Glockendon mit Miniaturen ausgestattet. Sehr liebens-
würdig wirken die Bilder Schäufeleins in dem für Graf Karl
Wolfgang zu Öttingen von 1537-1538 geschriebenen Psalterium
im Berliner Kupferstichkabinett (Nr. 6). Die Phantasie ist hier
ungezügelter als in den Randverzierungen Diirers zu Kaiser Maxi-