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Blütezeit.
die Kreuzigung dargestellt, auf den inneren Seiten der Flügel die
heilige Sippe und die Anbetung der Könige, auf den Aussenseiten
acht Dominikanerheilige, vor einem Teppich stehend, hinter welchem
eine spätgotische Halle den Durchblick in die Landschaft freilässt.
Die Künstler zeigen noch die Richtung Koerbeckes im 15. Jahr-
hundert. Die Komposition ist überladen, die Charakteristik derb,
die Färbung kräftig. Den Brüdern zuzuweisen wäre ein Kreuzigungs-
bild in der Sammlung des Kunstvereins in Münster (Nr. 101) und
an gleicher Stelle die aus Rheinsberg bei Kalkar stammenden Tafeln
der Geburt Christi und der Kreuzigung (Nr. 140 und 141). Dem
Dünnwege sehr nahestehend ist der Meister des Altarbildes einer
Kreuzigung in der Kirche zu Kappenb erg bei Lünen; eine heilige
Familie von demselben Meister befindet sich in der Sammlung des
Kunstvereins zu Münster u. s. w. Soest war jetzt an Malern
nicht reich, doch hatte hier Heinrich Aldegrever, eigentlich Heinrich
Trippenmaker, seinen Sitz genommen. Er war 1502 in Paderborn
geboren, kam früh nach Soest und starb gegen 1560. Aldegrever
war Goldschmied, Juwelier und dann Stecher, als solcher gehört
er zu den hervorragendsten deutschen Kleinmeistern. Auf seine
künstlerische Ausbildung hatte Dürer jedenfalls den stärksten
Einfluss geübt. Seine Gemälde sind selten. Als ein Jugendwerk
des Künstlers darf wohl ein Altar mit Flügelgemälden in der
Wiesenkirche zu Soest angeführt werden: auf den inneren Seiten
die heilige Nacht und die Anbetung der Könige, auf den äusseren
Maria, Antonius und Agatha. Die Körper sind hier schon von
überschlanken Verhältnissen, die Köpfe porträtmässig, das nackte
Christuskind hart und kleinlich modelliert. Der Hergang spielt
in einer prächtigen Renaissancehalle, auch die guirlandenhaltenden
Putten fehlen nicht. Am meisten Dürerisch sind die Brustbilder
der Apostel an der Predella. Die Färbung ist ivon frischem,
kräftigem Ton. Aldegrevers Bildnisse zeichnen sich durch be-
stimmte Zeichnung und den Schein schlichter Lebenswahrheit aus.
In Münster war es die Familie Tom Ring, welche durch das
ganze 16. Jahrhundert hindurch die Meister der Malerei stellte.
An der Spitze steht Lndger tom Ring der Ältere (1496-1547),
der als Maler, Architekt und Buchdrucker thätig war. Ein Votiv-
bild im Domarchiv zu Münster von 1538 zeigt ihn in der religiösen
Malerei unbedeutend; tüchtig zeigt er sich als Bildnismaler. Das
Bildnis eines blonden jungen Mannes in der Sammlung des Kunst-
Vereins zu Münster ist vortrefflich ausgeführt. Ludger hatte zwei
Söhne, Hermann und Ikwdger den Jüngeren, doch gehört das Schaffen
derselben in den nächsten Abschnitt. Der Schnitzaltar in der
katholischen Kirche in Rhynern (Kreis Hamm) hat Flügel-
gemälde: innen links Christus vor Pilatus, aussen Christus und die