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Blütezeit.
Nürnberg; so von 1501 eine thronende Maria mit dem Kinde
und einem verehrenden Abt (Nr. 172); der heilige Franziskus die
mystischen Wundmale empfangend (Nr. 173); Anna selbdritt mit
dem Ausblick auf eine Landschaft (Nr. 174); das lllartyrium des
heiligen Sebastian mit dem oben in einer Glorie erscheinenden
Christus (Nr. 175); Mariens erster Tempelgang, im Vordergrunde
die Familie Mariens (Nr. 176), von 1512, und die Vermählung
Mariens (Nr. 177), aus demselben Jahre. Die beiden letzten Dar-
stellungen gehören zu den tüchtigsten Leistungen des Meisters.
Oberbayern. Hams Holbein der Jüngere ist in der Münchener
Pinakothek nur durch zwei kleine Bildnisse seiner englischen Zeit
vertreten: das um 1533 gemalte kleine Rundbild eines jungen
deutschen Kaufmanns Derich Born (Nr. 212) und das um 1540
gemalte Bildnis des königlichen Schatzmeister-s Sir Bryan Tuke
(Nr. 213), hinter dem ein Totengerippe hervorschaut. Das letzte
Porträt hat sehr gelitten, ist aber dennoch durch eindringliche
Charakteristik ausgezeichnet. Von einem anonymen Tiroler
Meister besitzt die Sammlung des Seminars zu Freising zwei
Flügel mit den Heiligen Nikolaus und Virgil, Oswald und Martinus,
den Hintergrund bildet eine energisch beleuchtete Gletscher-
landschaft. Zwei kleinere Flügel mit dem heiligen Florian und
dem heiligen Georg, dann zwei heiligen Bischöfen in derselben
Sammlung gehören dem gleichen Meister an. Ein Vertreter der
Pusterthaler Schule ist der lllonogrammist M. R., von dem die
Galerie in Schleissheim (Nr. 100 und 101) eine Wochenstube und
eine Heimsuchung Maria besitzt.
Grossherzogtum Hessen. Ein Hauptwerk Holbeins des Jüngeren
von 1525 oder 1526 ist die schon oben erwähnte sogenannte
Madonna des Bürgermeisters Meyer, jetzt in Darmstadt. im
Privatbesitz des Grossherzogs. In einer Nische mit Muschel-
abschluss steht Maria, das etwas unruhige Kind betrachtend; ihr
zu Füssen kniet auf der einen Seite llleyer, vor ihm sein Sohn,
der das jüngste Kind, ein ganz nacktes Knäbchen, an der Schulter
gefasst hält; auf der anderen Seite knieen die beiden Frauen, die
verstorbene und die zweite Frau, dann eine Tochter, ein etwa
dreizehnjähriges Mädchen. Die gebundene symmetrische Kom-
position des Mittelalters ist hier ganz aufgegeben; die Farben sind
von emailartigem Schmelz. Die Madonna ist nach Dürers Apostel-
bildern die hervorragendste Leitung der deutschen Tafelmalerei
und zeigt echt deutschen Typus. Die Galerie in Darmstadt enthält
unter Nr. 226 das Brustbild eines jungen Mannes von 1515 auf blauem
Hintergrund, das vielleicht eine Jugendarbeit des jungen Holbein ist.
Böhmen. Das Bildnis der Lady Vaux in schwarzem, mit
Hermelin verbrämtem Kleide im Rudollinum in Prag (Nr. 379)