Volltext: Malerei (Bd. 3)

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Blütezeit. 
heiligen Abendmahls (Basel, Kunstsammlung Nr. 11); der Christus- 
kopf ist hier der edelste, den Holbein je geschaffen; den Hinter- 
grund bildet eine Pfeilerhalle. An der Spitze der Bildnisse dieser 
Periode steht das 1519 vollendete des Bonifazius Amerbach (Basel, 
Kunstsammlung Nr. 16). Das Bild zeigt das ganze Wesen des 
Mannes, eine grosse Zartheit bei aller Reife; die Färbung ist klar, 
auch in den Schatten von emailartigem Schmelz. Einen kräftigeren 
Gesamteindruck macht das Erasmusbildnis in der Kunstsammlung 
in Basel (Nr. 17). Damals malte Holbein zwei Bildnisse einer 
etwas leichtfertigen Dame aus Basel, der Dorothea Offenburg; 
beide in der Kunstsammlung in Basel (Nr. 18 und 19). Auf dem 
einen steht vor einer Marmorbrüstung, auf welcher die Inschrift 
Lais Corinthiaca angebracht ist, eine junge Dame mit freiem Hals 
und Ansatz des Busens; vor ihr liegt ein Haufen Goldmünzen, 
und sie streckt die Hand aus, als ob sie noch mehr begehre. Die 
gleiche Handbewegung macht sie auf dem anderen Bilde, wo sie 
als Venus dargestellt ist; vor ihr steht ein nacktes Knäbchen als 
Amor bezeichnet. Das Gesicht der Lais ist deutscher im Typus 
als das der Venus, welches durch eine Erinnerung an die Leonardo- 
schule eine bestimmte Stilisiemng erhalten hat. Im Jahre 1530 
wird das kleine Rundbild des Erasmus in der Kunstsammlung in 
Basel (Nr. 7) entstanden sein, wohl nach älteren Studien. Ausser 
den vorgenannten enthält die Baseler Kunstsammlung noch eine 
Anzahl Gemälde von Holbein: Nr. 1 eine Madonna mit Kind in 
einem Renaissancegehause thronend, bezeichnet 1514; Nr. 12 
Adam und Eva, letztere mit dem angebissenen Apfel in der Hand, 
Brustbilder von 1517; Nr. 20 Holbeins Ehefrau mit zwei Kindern, 
vermutlich von 1528, und Nr. 21 das Bildnis eines Londoner 
Kaufmanns in pelzbesetztem Kleide. Unter den Kopien nach 
Holbein in der Baseler Kunstsammlung befindet sich das Bildnis 
des Buchdruckers Johannes Frohen (Nr. 28), das vielleicht eine 
durch Übermalung entstellte eigenhändige Wiederholung des 
Meisters ist.  Ambrosiu-s Holbein, der Bruder von Hans, war 
zu Anfang der neunziger Jahre des 15. Jahrhunderts in Augsburg 
geboren, befand sich aber auch schon 1516 in Basel. Er scheint 
früh gestorben zu sein, da gesicherte Werke von ihm über 1518 
hinaus nicht vorkommen. Er war, wie sein Bruder, in hervor- 
ragender Weise für den Holzschnitt thätig. Von beglaubigten 
Bildern besitzt die Baseler Kunstsammlung von ihm ein Ecce homo 
(Nr. 22), Christus, in der Haltung von Dürers Schmerzensmann auf 
dem Titelbild der Holzschnittpassion, sitzt auf dem Regenbogen, 
in Lichtglorie erscheint Gottvater und die Taube des heiligen 
Geistes, aus den rosig angehauchten Wolken schweben Engel mit 
den Marterwerkzeugen heran. Ebenda befinden sich zwei Knaben-
	        
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