Holbein
der Jüngere
und Zeitgenossen:
Schweiz.
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Anspielungen dargestellt, in der Mitte die Volkslegende vom Nie-
mand, der für alles Unglück im Hause verantwortlich gemacht
wird, und daneben die Fabel vom Krämer, dem während des
Schlafes der Tragkasten von Affen ausgeplündert wird. Dem
Jahre 15l6 entstammen die ersten verbürgten Bildnisse Holbeins,
Wie das des Bürgermeisters Jakob Meyer und seiner Ehefrau, in
der Kunstsammlung zu Basel (Nr. 10). Aus dem gleichen Jahre
Stammt auch das Aushängeschild eines Schulmeisters in der Baseler
Kunstsammlung (Nr. 6 und 6a). Auf der einen Seite bringt der
Schulmeister einigen Knaben das Lesen bei und die Schulmeisterin
einigen Mädchen, auf der anderen unterrichtet der Schulmeister
zwei erwachsene Gesellen im Schreiben. Die Komposition ist frisch
und dem Leben abgelauscht. Von den Wandbildern, welche
Holbein 1521 im Ratssaal zu Basel malte, sind in der Kunst-
Sammlung daselbst einige Bruchstücke erhalten (Vorsaal Nr.
Die Bilder führten Beispiele unbestechlicher Rechtspfiege aus dem
Altertum vor. Aquarellkopien der Gemälde Sapor und Chßfondas
(Nr. 136), Zaleukos und der Justitia (Nr. 137), terner die Original-
skizze in Federzeichnung zum Saporbilde (Nr. llö) bewahrt- die
Kunstsammlung in Basel. Von Tafelbilderu Holbeins ist aus dem-
selben Jahre eine Folge von acht Passionsszenen, von einem Rahmen
umschlossen und eine wahrscheinlich dazu gehörige Staffel mit
dem Leichnam Christi im Grabe vorhanden (Basel, Kunstsammlung
Nr. 14 und 15). Die Formgebung in den Passionsszenen hat einen
Zug echter Grösse, zugleich zeigt sich der Einfluss Grrünewalds
in der naturalistischen Behandlung und in den BeleuchtungseHekten.
Entsetzlich ist die physische Zerstörung durch Leiden und Tod in
dem Leichnam Christi dargestellt. Die altrömische Tracht der
Krieger und Büttel erinnert an Mantegna, ebenso die tüchtige
Perspektive und die plastische Modellierung der Gestalten. In diese
Zeit gehört auch das braun in braun mit blauem Luftton gemalte
kleine Triptychon mit dem Schmerzensmann und der Schmerzens-
mutter in der Kunstsammlung zu Basel (Nr. 13). Von 1522 stammt
ein auf voller künstlerischer Höhe stehendes Werk, die Madonna
mit den Heiligen Ursus und Martinus in der städtischen Sammlung
Zu Solothurn. Unter einem Thorbogen sitzt Maria, das nackte
Kind auf dem Schosse haltend, der heilige Ursus steht ganz in
Stahlrüstung gehüllt straff da, llllartinus bewahrt feierliche Würde.
Ganz frei wultet Holbeins Geist in den für die Orgel des Münsters
m Basel braun in braun gemalten Flügeln, jetzt in der Kunst-
sammlung zu Basel (Vorsaal Nr. l): auf dem einen Kaiser
Eielnrich und Kunigunde mit dem lilünsterbau, auf dem anderen
(119 Gnadenmutter und dazwischen ein Engelkonzert und der Bischof
Pßntalus. In diese Zeit fallt dann wohl auch die Darstellung des