Buchmalerei.
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Einzelne der biblischen Szenen sind von grosser Lebendigkeit. Die
Bilder haben durchweg Goldgrund, und dies kann als byzantinische
Neuerung angesehen werden. Der ornamentale Teil ist karolingiseh.
Einen Höhepunkt erreicht die Miniaturmalerei unter Heinrich II.
Das Evangelistarium in der Königl. Bibliothek zu München (Bibl.
Cim. 57) zeigt im oberen Teile des Widmnngsbildes König Heinrich
mit rundem Gesicht und kurzem Bart und Kunigunde von dem
Heiland gekrönt, seitwärts stehen Petrus und Paulus; in der unteren
Abteilung erscheinen wieder tributpflichtige Länder, als Frauen
dargestellt. Es folgen die Bilder der Evangelisten, dann Dar-
stellungen aus dem Alten Testamente. Zu dem Cyklus aus dem
Leben Christi tritt hier schon eine Reihe von Darstellungen aus
dem Leben Maria. Den Schluss bildet das Jüngste Gericht auf
zwei Blättern. In den Initialen tritt das Blattwerk gegen das
Riemenwerk sehr zurück. Ein Missale ebendort (Cim. 60) zeigt
den Kaiser auf zwei Bildern: auf dem einen setzt ihm Christus die
Krone auf, während zwei herabschwebende Engel Schwert und
Lanze ihm in die Hand geben. Die ausgestreckten Arme des
Kaisers werden von den Heiligen Ulrich und Emmeram gestützt.
Das zweite Widmungsbild wiederholt das des goldenen Buchs von
St. Emmeram. Ausserdem enthält das Missale noch eine Anzahl
Darstellungen. Die ornamentale Ausstattung schliesst sich der des
goldenen Buchs an. Ein Evangeliar, das aus Bamberg in die
Königl. Bibliothek nach München kam (Cim. 59), enthält neben
den Evangelistenbildern noch die seltene Darstellung von Christus
auf dem Lebensbaurne stehend. Christus ist jugendlich, mit Tunika.
und Mantel bekleidet, in der einen Hand trägt er die Weltkugel,
in der anderen hält er einen Ast des Baumes. An den Ecken der
Mandorla und an den Seiten befinden sich die Brustbilder der Gäa, des
Sol, der Lnna und des Uranus, in den Zwickeln die Evangelisten-
symbole. Sonst sind nur noch die Evangelistenbilder vorhanden.
Die Kanonestafeln sind sehr reich ausgestattet. In der Münchener
Bibliothek beündet sich auch das Evangelienbueh der Gräfin Uota,
Abtissin des Klosters Niedermünster in Regensburg (1002-25). Das
Evangeliar der Uota (Cim. 54) ist in Regensburg unter dem Ein-
flusse des goldenen Buchs von S. Emmeram und daneben byzan-
tinischer Vorbilder geschrieben. Christus zeigt in der Kreuzigung
den bärtigen gealterten Typus. Auch die thronende heilige Jung-
frau des Widmungsblattes weist auf byzantinische Muster hin.
Es ist vielfach Gold angewendet. Ebendort befindet sich das von
Ellinger, Abt von Tegernsee (1017-56), herrührende Evangeliar
(Bibl. e. piet. 31), welches der Bamberger Handschriftengruppe
entspricht. Ähnlich ist daselbst ein Evangeliar aus Nieder-Altaich
(Cim. 163). Ein Evangeliar in der Bibliothek zu Bamberg