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Frühzeit.
Romanische
in Köln herrührend, ist noch stärker karolingisch. Ein Psalterium
in der Staatsbibliothek zu Stuttgart (Bibl. F01. 23), vom Anfang
des 10. Jahrhunderts, ist sehr reich an Federzeichnungen. Die
Darstellung des Jüngsten Gerichts zeigt den Ausdruck der Seelen-
angst in der Gruppe der des Richtspruches Harrenden. Christus,
an die Pforten der Vorhölle schlagend, zeigt echt germanisches
Ungestüm. Die Bildgründe sind farbig, das Nackte ist ausgespart,
die Gewänder meist leicht getuscht. Ein Sacranientarium aus
St. Blasien, jetzt in St. Paul in Kärnten (Ood. membr. Nr. 20)
zeigt Initialen mit schottisch-irischen Anklängen, ähnlich wie die
im Codex Egberti, und ist wohl an den Ausgang des 10. Jahr-
hunderts zu setzen. Das Buch enthält noch ein Kruzifix in grün-
licher Fleischfarbe, auf drei Blättern je einen Priester mit Nimbus
am Altar, neben einem derselben das Agnus dei in einem Medaillen.
In der Abtei Strahow auf dem Hradschin zu Prag befindet sich
ein Evangeliar des 9. oder 10. Jahrhunderts mit der Darstellung
der am Schreibpult sitzenden Evangelisten. Der Domschatz zu
Prag bewahrt ein Evangeliar des ll. Jahrhunderts mit streng
byzantinischem Typus. Ebendort befindet sich ein Miniaturcodex
des Mönchs Heriman aus Kaiser Heinrichs II. Zeit. In der
Universitätsbihliothek zu Würzburg enthält ein wahrscheinlich
von Bischof Heinrich von Rothenburg gestiftetes Evangelienbuch
ein Bild des Evangelisten Iiukas, welches an die französischen
Miniaturen des lO. Jahrhunderts erinnert. In der fürstlichen
Bibliothek zu Maihingen wird ein Psalterium aufbewahrt, das
offenbar der Schule von Bamberg angehört. Es zeigt Szenen
der Passion.
Karolingischen Stil zeigt noch ein Evangeliar der Münchener
Hofbibliothek (Olm. 51) aus Windberg stammend, mit dem Kanon
und den Bildern der Evangelisten, die ziemlich roh auf dunklem
Grunde in der Lokalfarbe gehalten und mit Schatten und Licht
versehen sind. Die Saulenarkaden der Kanonstafel haben korin-
thische Blattkapitelle und überhöhte Bogen. Ein Evangeliar für
Otto III. geschrieben, jetzt in der Königl, Bibliothek zu München
(Cim. 58), zeigt das Widmungsbild mit Otto III., bartlos und jugend-
lich vor einer Halle thronend, umgeben von Vertretern des geist-
lichen und weltlichen Standes, während vier Frauen, die Sclavinia,
Germania, Gallia und Roma, tributbringend auf ihn zuschreiten.
Die Evangelisten sitzen in einer Aureole, ausserhalb derselben er-
scheint das Symbol, daneben die Brustbilder von Propheten mit
Sßhfiftfvllen und von Engeln begleitet. Zu Füssen zeigen sich
noch die Brustbilder von Propheten, Altvätern und Engeln. Jede
Darstellung wird von einem auf Säulen ruhenden Bogen über-
wölbt; die Zwickel werden von Ranken mit Tieren ausgefüllt.